Die radikale Gnade 7

Hindere Gottes Wirken nicht!

Religiöse Gemeinschaften werden von Aufsehern auf Spur gehalten, die oft in Traditionen gefangen sind. Eine davon ist eine auf Belohnung aufgebaute Theologie.
Die Idee ist nicht totzukriegen, dass im Himmel für jeden Menschen eine Art Kontoblatt geführt wird. Die Taten werden als Einnahmen oder Ausgaben verbucht und die Rettung ist eine Aktie – unter anderen – in deinem Depot.
Aber diese himmlische Börse erlebt ihren »Schwarzen Freitag«, wenn sie mit dem Kern des Evangeliums – Gottes Gnade – zusammenprallt.

Im Neuen Testament finden wir keine Belohnungorgien, aber einen kolossalen Gewinn.

Ja wirklich, alles andere erscheint mir wertlos, wenn ich es mit dem unschätzbaren Gewinn vergleiche, Christus Jesus als meinen Herrn kennen zu dürfen. Durch ihn habe ich alles andere verloren und betrachte es auch als Dreck. Nur Christus soll mein Gewinn sein, …
Philipper 3,8; Neue evangelistische Übersetzung, 2025

Paulus nennt Religion »Dreck« im Vergleich zu dem Juwel, Jesus zu kennen. Wenn du also bemüht bist, dein himmlisches Konto aufzufüllen, dann bist du im falschen Film.
Ich habe im vorangehenden Impuls schon gesagt: Das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg lässt nicht viel Raum für Zweideutigkeiten. Alle, die Gottes Ruf in die Nachfolge gefolgt sind, bekommen das gleiche Geschenk, egal wie lange sie dabei waren.
Jesus erzählt keine Geschichte über wirtschaftliche Ungerechtigkeit. Sie ist eine göttliche Komödie über die Gnade, die sich über unsere »Besessenheit von Gerechtigkeit« lustig macht. Gottes Reich ist kein Betrieb mit Zeiterfassung, darum macht es keinen Sinn, sich ein- und auschecken zu wollen und Überstundenvergütung zu erwarten.

Häufig missverstanden wird auch 1. Korinther 3.
Paulus‘ Bild vom Bauen auf dem Fundament »Jesus« ist kein Festakt, bei dem Belohnungen verteilt werden, sondern eine ernste Warnung, das Evangelium treu weiterzugeben:

Ich habe gepflanzt und Apollos hat begossen [3,6].
Denn wir sind Gottes Mitarbeiter [3,9].
Ich habe den Grund gelegt [3,10a].
Ein anderer baut darauf weiter [3,10b].
Jeder soll darauf achten, wie er weiterbaut [3,10c].
Das Werk eines jeden wird offenbar werden [3:13a].
Und wie das Werk eines jeden beschaffen ist, wird das Feuer prüfen [3,13b].
Hält das Werk stand, das er aufgebaut hat, so empfängt er Lohn [3,14].
Brennt es nieder, dann muss er den Verlust tragen [3,15].

Male dir das vor Augen: Gottes Pyrotechniker werden auf das geistige Lebenswerk der Christen losgelassen. Alles, was nicht dem wahren Evangelium entspricht, geht in Flammen auf. Bestand hat nur, was wirklich auf Jesus gebaut ist. Gott erhält sich die Reinheit seiner Wahrheit. Es geht um Gottes Verachtung für Täuschung, nicht um Pingeligkeit bei der Verteilung himmlischer Belohnungen.

Paulus macht es noch spannender:

Ihr wisst ja, dass ihr vom Herrn mit dem himmlischen Erbe belohnt werdet. Ihr dient doch Christus, dem Herrn!
Wer jedoch Unrecht tut, wird den Lohn für sein Unrecht erhalten; da wird niemand bevorzugt.
Kolosser 3,3-4; Neue evangelistische Übersetzung, 2025

Ein Erbteil wird nicht verdient; jemand stirbt und überlässt ihn dir. Dieses Erbe ist keine Sammlung von Bezugsscheinen, die im Geschenkladen des Himmels gegen Rettung eingetauscht werden können – es ist ein unberührtes Geschenk, das jeder Glaubende bekommt.
Ja, jeder, denn Jesus starb und hinterließ uns ein Erbe.

Und was hat es mit diesen Kronen auf sich? Die Bibel erwähnt glänzende Kränze – aber sie als greifbare Belohnungen zu betrachten, ist ein gründliches Missverständnis.
Sie sind keine Trophäen für unsere Erfolge; sie sind Symbole für das, was wir bereits in Jesus haben: Leben, Herrlichkeit und Gerechtigkeit. Jesus ist unsere endgültige Krone. – Anmerkung: Deswegen werfen die vierundzwanzig Ältesten in der Offenbarung ihre Kronen Jesus vor die Füße.

Das Gleichnis vom Weinstock und den Reben ist der letzte Nagel im Sarg für die Theologie, dass durch fromme Leistung eine Villa auf der neuen Erde und jede Menge Glitzerkram angesammelt wird.
Wenn die Frucht an uns von »Jesus in uns« hervorgebracht wird – und ohne ihn haben wir keine –, dann sieht die Idee, durch fromme Eigenleistungen Belohnungen verdienen zu wollen, ziemlich albern aus. Unser Erbe ist Jesus und eine gemeinsame Zukunft mit ihm, gesichert durch die Gnade. Es wird Zeit, dass wir uns von dem geistlichen Kapitalismus – der unser religiöses Unterbewusstsein erobert hat – abwenden.

Gott lädt uns ein, eine befreiende Wahrheit zu ergreifen: Der Schatz ist nicht etwas, was über die Erde verstreut ist und darauf wartet, gefunden und ausgegraben zu werden.
Es ist Jesus selbst, unsere Quelle ewiger Freude.

Denn das Leben heißt für mich Christus und das Sterben Gewinn!
Philipper 1,21; Neue evangelistische Übersetzung, 2025

Diese Wahrheit soll uns dazu inspirieren, nicht mit Blick auf das imaginäre Kontoblatt im Himmel Jesus nachzufolgen, sondern aus Liebe zu unserem Retter.

Ein weiteres Ritual, das für Gottes Gnade ein Hindernis werden kann, ist die Feier des Abendmahls.
Stelle dir Folgendes vor: Eine Feier, die entgleist, ein Freudenfest, das von Trauerstimmungen überschattet wird und die Freude durch einen Nebel aus Schuld und Selbstvorwürfen verdunkelt ist. Ist das das, was Jesus sich vorgestellt hatte?

Besuchen wir einmal die Gemeinde in Korinth. Dort muss es ungehobelte Christen gegeben haben. Paulus fordert die Gläubigen auf:

Jeder soll sich selbst prüfen; erst dann soll er von dem Brot essen und aus dem Kelch trinken.
1. Korinther 11,28; Einheitsübersetzung, 2016

Paulus spricht eine – für fromme Kreise nicht gerade kleine – Katastrophe an: Christen, die sich habgierig vollfressen und besaufen, sodass nichts für die Armen oder die Zuspätkommer übrig bleibt. Es ist, als würde man zu einem Potluck nur mit einer Gabel bewaffnet erscheinen und selbst nichts dazu beitragen, und dann allein den ganzen Auflauf verschlingen.
Mit seinem Aufruf zur Selbst-Prüfung setzte sich Paulus für einige grundlegenden Tischmanieren ein und stellte Verhaltensweisen infrage. Er wollte sicherzustellen, dass der Abendmahlstisch ein Ort der Einheit blieb, ohne Spaltung oder betrunkene Ausschweifung.

Die Ironie der heutigen Nabelschau vor der Abendmahlsfeier ist zu absurd, um sie zu ignorieren. Wir sind damit beschäftigt, Fehler zu suchen und durch selbst aufgestellte Reifen zu springen, um uns für eine Feier zu qualifizieren, die uns entgegenschreit: »Jesus hat dich qualifiziert!«
Das Abendmahl ist eine Feier der Gnade. Aber wir drehen und wenden uns und hinterfragen, ob wir überhaupt würdig sind, an dem Fest teilzunehmen, das unseren Platz an Gottes Tisch feiern soll. Es ist, als wäre man der Ehrengast, zögert aber an der Tür, weil man sich nicht sicher ist, ob die Schuhe auch schick genug sind, um hineingehen zu dürfen. Eine falsch verstandene »Prüfungs«-Aufforderung löst ein Ritual aus, das das Gegenteil von dem ist, was Gottes Gnade für den Glaubenden bereithält.

Was passiert wirklich in diesem Abschnitt? Selbst ein kurzer Blick zeigt, dass es unter ihnen »Spaltungen« und »Gruppierungen gibt, denn einige essen und trinken egoistisch alles auf, bevor andere auftauchen. Daher müssen sie ihre egoistischen Praktiken überprüfen und »aufeinander warten«:

Es gibt Spaltungen unter euch. [11,18]
Es gibt Parteiungen unter euch. [11,19]
Jeder nimmt beim Essen sein eigenes Mahl vorweg. [11,21]
Der eine hungert, der andere ist schon betrunken. [11,21]
Wollt ihr jene demütigen, die nichts haben? [11,22]
Wer auf unwürdige Weise das Brot isst oder den Kelch des Herrn trinkt. [11,27]
Deshalb soll sich jeder prüfen. [11,28]
Wenn ihr also zum Essen zusammenkommt, Geschwister, dann wartet aufeinander. [11,33]

Was ist die »unwürdige Art«? Sich vollstopfen und nicht auf die anderen warten!
Offensichtlich lief die Feier des »Abendmahls« anders ab, als das, was wir »Abendmahl« nennen.
Was in Korinth ablief, konnte Paulus nicht einfach ignorieren. Deshalb stellte er der Gemeinde die zentrale Bedeutung des »Abendmahls« klar vor Augen. Jesus’ Sieg über die Sünde wird gefeiert. Da hat eine Sündeninventur nichts zu suchen.
Warum also sollten wir versuchen, uns für ein Fest zu qualifizieren, das buchstäblich dazu gedacht ist, die Tatsache zu feiern, dass Jesus uns bereits qualifiziert hat?
Manche Leute berufen sich auf Jesus, als wäre seine Aussage aus der Bergpredigt der Schlüssel für die Reinigungsroutine vor dem Abendmahl:

Dann lass alles dort vor dem Altar stehen und liegen und bemühe dich zuerst um eine Versöhnung mit deinem Bruder. Komm erst danach wieder und bring dein Opfer dar!
Matthäus 5,24; Das Buch, 2022

Aber das ist ein Vergleich von Äpfeln mit Birnen. Jesus sprach zu den stolzen Juden seiner Zeit und prangerten ihre Heuchelei an. Sie brachten ihre Tieropfer und grollten gleichzeitig den Mitmenschen. Das hatte nichts mit dem »Abendmahl« zu tun. Und, beim Abendmahl bringt man kein Opfer; man feiert das Opfer, das Jesus dargebracht hat!
Das Abendmahl ist nicht die Zeit für zur Schau gestellte Zerknirschung, sondern ein Moment, um sich im gleißenden Licht der Gnade zu sonnen und Jesus’ allumfassenden Sieg zu feiern. Nicht wir machen uns würdig, Jesus hat uns würdig gemacht.
Es macht keinen Sinn, so zu tun, als wären wir zu Tode betrübt, denn wir sind vereint unter Gottes Gnade, berufen, Jesus’ Sieg auf Golgatha jubelnd in die Welt zu tragen. Das Abendmahl ist ein Vorgeschmack auf das große Fest in Gottes Reich, es ist eine Feier, in der Gottes Gnade im Mittelpunkt steht.

Ein weiterer Bereich, den ich ansprechen muss, sind die Katastrophen, von denen unsere Nachrichten berichten.
Religiöse Verkünder haben sich den Mantel eines Propheten angezogen und erklären die schrecklichen Ereignisse als Gottes donnernde Rüge für die Boshaftigkeit der Menschheit. Diese Botschaften haben einen Anstrich heiliger Eingebung. Aber sie stellen traurigerweise unseren Gott als einen Tyrannen dar, der nur darauf lauert, um sich schlagen zu können, und kaum zu besänftigen ist. Haben wir irgendwann auf dem Weg die Informationen über Gottes Charakter verloren?
Die Bibel zeichnet ein radikal anderes Bild unseres Vaters. Er ist nicht der kosmische Aufpasser. Unser Gott ist ein Musterbeispiel an Geduld und ein Verfechter »zweiter Chancen«.

Wirbelstürme. Terroranschläge. Globale Pandemien. Die verzerrte Vorstellung, dass jede Katastrophe eine Art göttlicher Ohrfeige für unsere Ungezogenheiten ist, hat sich in unser Glaubenssystem eingeschlichen. Dies widerspricht nicht nur allem, wofür Jesus steht, es verstümmelt auch Gottes Wesen.
Die Bibel könnte nicht klarer sein: Gott ist nicht in einem Zerstörungswahn. Er ist wie ein Vater, der mit klopfendem Herzen vor der Tür seines davongelaufenen Kindes steht und hofft, dass es ihn hereinlässt.
Jesus war ein Spiegel aus Fleisch und Blut von Gottes Herz. Er verteilte keine Strafen wie Süßigkeiten. Er gab Heilung, Vergebung und Leben weiter. Seine Tage auf Erden waren der Beweis für einen Gott, der mit uns in unserer Trauer weint und versucht zu heilen, nicht zu verstümmeln.
Lass dich nicht täuschen: Die Katastrophen und Krankheiten, die unsere Welt plagen, sind keine himmlischen Geschosse, sondern die Folgen der Herrschaft der Sünde über diese Welt.
Jesus sagt dazu:

Dies habe ich zu euch gesagt, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt seid ihr in Bedrängnis; aber habt Mut: Ich habe die Welt besiegt.
Johannes 16,33; Einheitsübersetzung, 2016

Probleme sind das Kennzeichen dieses Planeten, aber bei Jesus finden wir Ruhe.

Selbst Verse aus dem Alten Testament werden bemüht. Das ist wie die Verwendung eines chinesischen Kompasses aus dem Jahr 200 v. u. Z., um einen Tesla zu steuern.

… und wenn dann mein Volk, über dem mein Name ausgerufen ist, sich demütigt und zu mir betet, wenn es meine Gegenwart sucht und von seinen bösen Wegen umkehrt, dann werde ich es vom Himmel her hören, ihre Sünden vergeben und ihr Land heilen.
2. Chronik 7,14; Neue evangelistische Übersetzung, 2025

Es ist der Vers der Wahl für jede Katastrophe, wie ein Zauberspruch, von dem wir glauben, dass er alles in Ordnung bringt.
»Vielleicht würde Gott dieser Krise ein Ende setzen, wenn unsere Führer einfach auf den Boden fallen und Buße tun würden.«
Eilmeldung: Gott hat das Elend nicht über uns gebracht, und er hat uns auch nie versprochen, diese Erde zu einem Paradies zu machen.
Gnadenlose Religion ignoriert den neuen Bund, den Jesus eingeführt hat, und lässt Gott so aussehen, als würde er es kaum erwarten können, die Vernichtung auszulösen.
Jesus sagte:

Denn ich bin nicht als Richter der Welt gekommen, sondern als ihr Retter.
Johannes 12,47; Hoffnung für alle, 2015

Was hat sich also geändert? Ja, der Tag des Endgerichts kommt – aber er ist nicht heute!
Meinst du, dass Katastrophen Gottes Art sind, uns auf die Finger zu klopfen? Das ist nicht nur ein Schlag gegen Gottes Charakter – es macht das ganze Evangelium wertlos. Wir leben nicht in einer Zeit des Zorns. Paulus versichert:

Siehe, jetzt ist sie da, die Zeit der Gnade; siehe, jetzt ist er da, der Tag der Rettung.
2. Korinther 6,2; Einheitsübersetzung, 2016

Unsere Geschichte ist eine Geschichte der Hoffnung, nicht des Untergangs und der Finsternis.
Ja, eine endgültige Schlussrechnung steht auf dem Plan – so steht’s im Buch. Aber jetzt besteht unsere Berufung darin, im Licht von Gottes Gnade zu leben und diese Gnade durch das Vertrauen in Jesus weiterzugeben. Unser Auftrag, sollten wir ihn annehmen, ist, die Märchen über Gott, die Angst erzeugen, zu widerlegen. Wir haben einen Vater, der sich danach sehnt, dass jeder die Freiheit erfährt, die in seiner Wahrheit liegt.

Ich möchte gleich das nächste Missverständnis über Gott anpacken, unsere Beziehung zum Heiligen Geist. Paulus fordert die Glaubenden auf:

Löscht den Geist nicht aus!
1. Thessalonicher 5,19; Einheitsübersetzung, 2016

Stell dir den Heiligen Geist als eine lodernde Flamme in dir vor. Er erleuchtet deinen Weg und gibt deinem Geist Energie.
Das Löschen dieser Flamme erregt nicht Gottes Zorn, verdunkelt aber deinen Glaubensweg und stört deine Verbindung zu Gott. Es ist wie das Tragen von Winterkleidung an einem heißen Sommertag Strand. Es passt nicht zu dem, was du wirklich bist.
Du wurdest geschaffen, um in der Wärme des Geistes zu baden und dich auf seinen Rhythmus einzulassen, nicht um sein Wirken unter der feuchten Decke deiner alten Gewohnheiten zu ersticken.
Dann gibt es noch die zarte Wendung:

Bereitet dem heiligen Geist Gottes keinen Grund zur Trauer!
Epheser 4,30; Das Buch, 2022

Aber Trauer bedeutet hier nicht Gottes Ärger. Nein, das Kreuz hat diesen Feuersturm endgültig gelöscht. Stattdessen ist es eher wie der Kummer von Eltern, deren Kind Dummheiten macht.
Es ist eine Liebesgeschichte. Gott zeigt sein Interesse an deinem Leben. Es ist sein brennender Wunsch, dass du in der vollen Freude und Freiheit lebst, für die er mit Jesus’ Blut auf Golgatha unterzeichnet hat.
Den Geist zu betrüben hat weniger mit Gottes Unmut zu tun als mehr damit, dass du gegen deine Natur handelst – wie ein Fisch, der die Entscheidung trifft, mit dem Bergsteigen anzufangen. Du wurdest geschaffen, um in der Gnade zu schweben, nicht in Sünde zu schuften.

Paulus bringt das Bild von Saat und Ernte:

Was der Mensch sät, wird er auch ernten.
Galater 6,7

Das ist keine Drohung, sondern eine liebevolle Erinnerung an deine tiefgreifende Veränderung. Du bist tot für die Sünde und wunderbar lebendig für Gott – allergisch gegen die Sünde und hoffnungslos süchtig nach Jesus.
Säen auf das Fleisch? Das ist ungefähr so ​​befriedigend wie das Kauen von Pappe zum Mittagessen – völlig ohne Geschmack und Nährstoffe.
Dein neues Herz sehnt sich nach den vielfältigen Ausdrucksformen des Geistes, denn wenn du die zeigst, bist du am meisten du selbst. Wenn du auf den Geist säst, strebst du nicht nach Anerkennung und arbeitest nicht unter der Last von Verpflichtungen.

Die Ernte, die du einfährst, wenn du im Geist lebst – Leben, Frieden und Freude – ist nicht nur eine Belohnung; es ist der natürliche Ausdruck deiner neuen geistigen DNA.
Was bedeutet es also, den Geist auszulöschen oder zu betrüben? Es geht nicht darum, Gottes Zorn zu erregen – es geht um den schrillen Missklang, den man erlebt, wenn man sich von dem entfernt, was man wirklich liebt.

Es ist Gottes Güte, die dich zurück zur Wirklichkeit führt – ein göttlicher Stups, der dich daran erinnert, wer du bist –, aber es ist auch dein eigenes Selbst, das sich danach sehnt, zu dem zurückzukehren, was dich glücklich macht. Deine Fehltritte lösen nicht Gottes Zorn aus; sie entfachen die Sehnsucht des Vaters, dass du in dem Leben, das Er dir gegeben hat, gedeihen kannst. Du bist eingeladen, jeden Moment dieses Abenteuer im Geist zu erleben, als Echo auf den Herzschlag des Himmels hier auf Erden.
Ich wünsche dir, dass dein Leben ein Fest der Freiheit ist, bei dem wir »Jesus in uns« und »wir in Jesus« feiern.

Da wir gerade über den Heiligen Geist sprechen, werde ich noch eine Aussage betrachten.
Ich heiße dich willkommen auf der Achterbahn der theologischen Akrobatik, bei der die Wahrheit sich oft verheddert in einem Netz guter Absichten, aber völlig daneben liegender Auslegung.
Jesus lehrte und heilte an einem Sabbat und wurde deswegen von den Frommen zur Rede gestellt. Er verteidigte sein Handeln, woraufhin ihm unterstellt wurde, er würde im Auftrag Satans handeln. Jesus machte dann die bekannte Aussage über die Lästerung gegen den Heiligen Geist:

Darum sage ich euch: Jede Sünde, ja sogar jede Gotteslästerung kann den Menschen vergeben werden; wenn aber jemand den ´Heiligen` Geist lästert, wird ihm nicht vergeben werden.
Matthäus 12,31; Neue Genfer Übersetzung,2011

Die Lästerung gegen den Heiligen Geist ist der Gipfel der Zurückweisung – eine Vollgas-Entscheidung, dem Heilsangebot, und damit Jesus selbst, zu entfliehen. Es ist die radikale Leugnung von Jesus als Person und als Retter, die die exklusive Mitgliedschaft im »Ich weise die Wahrheit ab«-Club garantiert.

Ich muss die Selbsttötung kurz ansprechen. Sie wird oft von vielen Christen fälschlicherweise als die »Sünde, die nicht vergeben werden kann« bezeichnet.
Um es gleich vorweg zu sagen: Die Bibel stützt diese Idee nicht.

Johannes erwähnt in seinem Brief die Differenz zwischen »Sünde, die nicht zum Tod führt« und »Sünde, die zum Tod führt«. [1. Johannes 5,16] Es ist einfach der Unterschied zwischen der Ablehnung von Jesus, was katastrophale Folgen hat, und jedem anderen Fehler unter der Sonne.
Selbsttötung mit der »Sünde, die nicht vergeben werden kann« gleichzusetzen ist nicht nur schlampige Theologie; es ist krasses geistliches Fehlverhalten. Wollen wir ernsthaft behaupten, dass Gott depressive Christen in ihrer Tiefphase im Stich lässt? Das Gegenteil ist wahr: Er trauert mit den Trauernden.
Lasst uns mit einer schlechten Werbung aufhören und Gottes Gnade wie ein zerbrechliches Fabergé-Ei zu behandeln, das bei der geringsten Berührung kaputtgeht. Sollte ein flüchtiger Moment der Verzweiflung jemanden von Gottes ewiger Gnade ausschließen? Das ist eine grobe und fahrlässige Falschdeutung des Herzschlags des Evangeliums.
Unser Gott steht nicht mit einer Checkliste an den Perlentoren des »Neuen Jerusalems«, bereit, alle, die falsche Entscheidungen getroffen haben, abzuweisen. Er ist der Hirte, der die Neunundneunzig zurücklässt, um nach dem Einen zu suchen.

Das wahre K.-o.-Kriterium ist der Unglaube. Die Sünde mit dem tödlichen Stachel ist die Weigerung, die Rettungsleine zu ergreifen, Jesus, der direkt vor uns steht. Das ist der Klippenrand, an dem die ewige Trennung beginnt.

Es ist Zeit, sich den Untergangsszenarien zu entledigen und zurück zu der befreienden Wahrheit von Gottes Güte zu gehen. Wir haben nicht den Auftrag, Untergang zu predigen, wir sind hier, um von den Dächern Hoffnung auszurufen. Das Evangelium handelt von Gottes Liebe, nicht von Schlupflöchern, und es gibt immer einen Weg zurück vom Abgrund.
Um es klar zu sagen: Unser Ansehen bei Gott hängt nicht von unserem Durchhaltevermögen ab, sondern von dem Geschenk, das wir durch unser Vertrauen in Jesus bereits erhalten haben.

Denn mit einem einzigen Opfer hat er diejenigen, die sich ‹von ihm› heiligen lassen, für immer zur Vollendung geführt.
Hebräer 10,14; Neue evangelistische Übersetzung, 2025

Randbemerkung: Es gibt nichts »Kleingedrucktes«.

Warum also Angst schüren, wenn wir Jesus widerspiegeln sollen, die Arme weit ausgebreitet, offen für diejenigen, die taumelnd am Rande der Verzweiflung stehen?

Es geht um Gottes radikale Gnade, die frommes Gehabe über Bord wirft und sich den Menschen zuwendet.

Sei ein Botschafter dieser Gnade!