Überrascht von Gnade
Das »Alte Testament« in der Lutherbibel umfasst rund 390.000 Wörter. 38 davon sind das Wort »Gnade«.
Auch wenn das Wort kaum vorkommt, begegnet uns Gnade häufiger als gedacht in den heiligen Schriften der Juden.
Abrahams Enkel, Jakob, – Gott hat ihm den Namen Israel gegeben –, hatte zwölf Söhne von vier Frauen. Das wirkte sich nicht gerade positiv auf den Familienfrieden aus. Israel gab sich zudem wenig Mühe, zu verbergen, dass er die beiden Jüngsten – Josef und Benjamin – mehr liebte als die anderen zehn zusammen.
Josef bekam ein auffallend buntes Gewand. Dieser Umhang erinnerte die älteren Brüder täglich daran, dass sie sich die Liebe ihres Vaters niemals erarbeiten konnten, während Josef sie genoss, ohne irgendetwas dafür getan zu haben.
Eines Abends saß Josef mit seinen Brüdern am Lagerfeuer. Vielleicht blökten irgendwo Schafe im Hintergrund. Josef stocherte mit einem Stock in den Kohlen herum und bemerkte beiläufig: „Letzte Nacht hatte ich einen sonderbaren Traum.“
„Ach ja? Worum ging es denn?“, hakte einer nach.
„Wir arbeiteten auf den Feldern und banden Korngarben, als sich plötzlich meine Garbe aufrichtete. Da umringten eure Garben meine und verbeugten sich vor ihr. Was meint ihr? Schon eigenartig, oder?“
Den Brüdern entging die Bedeutung von Josefs Traum keineswegs. „Willst du etwa über uns herrschen?“ Josef war sich der Wirkung auf seine Brüder überhaupt nicht bewusst.
Irgendwann später saß die Familie zusammen. „Wisst ihr, ich habe schon wieder so einen komischen Traum gehabt“, verkündete er. „Dieses Mal verbeugten sich Sonne, Mond und elf Sterne vor mir.“ Sein Vater wurde sehr ärgerlich und fragte ihn ganz aufgebracht: „Was erzählst du da für einen Blödsinn? Soll das bedeuten, dass deine Stiefmutter und ich und deine Brüder vor dir niederfallen werden?“
Einige Monate später schickte Israel seinen Lieblingssohn zu dessen Brüdern, damit er dort nach dem Rechten sah. Josef machte sich auf den Weg durch die Wildnis, um die Brüder mit der Herde zu finden. Als er bei ihnen ankam, schlug ihm blanker Hass entgegen.
Als er in die Nähe des Lagers kam, spotteten die Männer: »Da kommt der Herr der Träume!« Sie entschlossen sich, ihn umzubringen und den Leichnam zu verscharren. Doch Ruben, der älteste Bruder, redete den anderen aus, Josef zu töten. »Werft ihn doch lebendig in ein Loch. Wenn er dort von allein stirbt, klebt sein Blut nicht an unseren Händen.« Insgeheim plante er, Josef später zu retten. Die anderen ließ er in dem Glauben, auch er wolle seinen Tod. Widerstrebend stimmten sie ihm zu.
Als Josef ankam, stürzten sich die zehn Brüder auf Israels Lieblingssohn, rissen ihm das bunte Gewand vom Leib und warfen ihn in eine ausgetrocknete Zisterne, ein tiefes Loch, das man in den Fels gehauen hatte, um dort Regenwasser zu sammeln.
Eine Karawane von Händlern näherte sich ihrem Lager. Die Kamele waren mit Waren beladen, die in Ägypten verkauft werden sollten. Ruben war gerade nicht anwesend. Da sah Juda eine Chance. „Leute, wir sollten Josef nicht umbringen. Immerhin ist er unser Bruder. Außerdem: Wenn wir ihn töten, haben wir damit nur Scherereien, aber nichts gewonnen. Doch wenn wir ihn verkaufen, verschwindet er aus unserem Leben und wir können uns zusätzlich noch etwas Taschengeld verdienen. Das ist doch die perfekte Lösung, um ihn loszuwerden!“
Juda versuchte seine Geldgier hinter einer barmherzigen Fassade zu verstecken. Die Brüder holten Josef aus der Zisterne, verkauften ihn für zwanzig Silberstücke als Sklave an die Händler und teilten den Erlös unter sich auf. Sie meinten, dass sie damit ihren Bruder aus ihrem Leben verbannt hätten.
Für die Brüder gab es nur ein noch ein Problem: Was sollten sie ihrem Vater erzählen? Ziegenblut auf dem bunten Gewand des kleinen Bruders und ein paar überzeugende Risse im Stoff sollte als überzeugende Erklärung reichen. »Josef muss irgendwo zwischen daheim und unserem Lagerplatz wilden Tieren zum Opfer gefallen sein. Wir haben nicht einmal seine Leiche gefunden, nur sein Gewand.« Mit dieser gut eingeübten Geschichte brachen sie ihrem Vater das Herz.
Abrahams Enkel, Jakob, – Gott hat ihm den Namen Israel gegeben –, hatte zwölf Söhne von vier Frauen. Das wirkte sich nicht gerade positiv auf den Familienfrieden aus. Israel gab sich zudem wenig Mühe, zu verbergen, dass er die beiden Jüngsten – Josef und Benjamin – mehr liebte als die anderen zehn zusammen.
Josef bekam ein auffallend buntes Gewand. Dieser Umhang erinnerte die älteren Brüder täglich daran, dass sie sich die Liebe ihres Vaters niemals erarbeiten konnten, während Josef sie genoss, ohne irgendetwas dafür getan zu haben.
Eines Abends saß Josef mit seinen Brüdern am Lagerfeuer. Vielleicht blökten irgendwo Schafe im Hintergrund. Josef stocherte mit einem Stock in den Kohlen herum und bemerkte beiläufig: „Letzte Nacht hatte ich einen sonderbaren Traum.“
„Ach ja? Worum ging es denn?“, hakte einer nach.
„Wir arbeiteten auf den Feldern und banden Korngarben, als sich plötzlich meine Garbe aufrichtete. Da umringten eure Garben meine und verbeugten sich vor ihr. Was meint ihr? Schon eigenartig, oder?“
Den Brüdern entging die Bedeutung von Josefs Traum keineswegs. „Willst du etwa über uns herrschen?“ Josef war sich der Wirkung auf seine Brüder überhaupt nicht bewusst.
Irgendwann später saß die Familie zusammen. „Wisst ihr, ich habe schon wieder so einen komischen Traum gehabt“, verkündete er. „Dieses Mal verbeugten sich Sonne, Mond und elf Sterne vor mir.“ Sein Vater wurde sehr ärgerlich und fragte ihn ganz aufgebracht: „Was erzählst du da für einen Blödsinn? Soll das bedeuten, dass deine Stiefmutter und ich und deine Brüder vor dir niederfallen werden?“
Einige Monate später schickte Israel seinen Lieblingssohn zu dessen Brüdern, damit er dort nach dem Rechten sah. Josef machte sich auf den Weg durch die Wildnis, um die Brüder mit der Herde zu finden. Als er bei ihnen ankam, schlug ihm blanker Hass entgegen.
Als er in die Nähe des Lagers kam, spotteten die Männer: »Da kommt der Herr der Träume!« Sie entschlossen sich, ihn umzubringen und den Leichnam zu verscharren. Doch Ruben, der älteste Bruder, redete den anderen aus, Josef zu töten. »Werft ihn doch lebendig in ein Loch. Wenn er dort von allein stirbt, klebt sein Blut nicht an unseren Händen.« Insgeheim plante er, Josef später zu retten. Die anderen ließ er in dem Glauben, auch er wolle seinen Tod. Widerstrebend stimmten sie ihm zu.
Als Josef ankam, stürzten sich die zehn Brüder auf Israels Lieblingssohn, rissen ihm das bunte Gewand vom Leib und warfen ihn in eine ausgetrocknete Zisterne, ein tiefes Loch, das man in den Fels gehauen hatte, um dort Regenwasser zu sammeln.
Eine Karawane von Händlern näherte sich ihrem Lager. Die Kamele waren mit Waren beladen, die in Ägypten verkauft werden sollten. Ruben war gerade nicht anwesend. Da sah Juda eine Chance. „Leute, wir sollten Josef nicht umbringen. Immerhin ist er unser Bruder. Außerdem: Wenn wir ihn töten, haben wir damit nur Scherereien, aber nichts gewonnen. Doch wenn wir ihn verkaufen, verschwindet er aus unserem Leben und wir können uns zusätzlich noch etwas Taschengeld verdienen. Das ist doch die perfekte Lösung, um ihn loszuwerden!“
Juda versuchte seine Geldgier hinter einer barmherzigen Fassade zu verstecken. Die Brüder holten Josef aus der Zisterne, verkauften ihn für zwanzig Silberstücke als Sklave an die Händler und teilten den Erlös unter sich auf. Sie meinten, dass sie damit ihren Bruder aus ihrem Leben verbannt hätten.
Für die Brüder gab es nur ein noch ein Problem: Was sollten sie ihrem Vater erzählen? Ziegenblut auf dem bunten Gewand des kleinen Bruders und ein paar überzeugende Risse im Stoff sollte als überzeugende Erklärung reichen. »Josef muss irgendwo zwischen daheim und unserem Lagerplatz wilden Tieren zum Opfer gefallen sein. Wir haben nicht einmal seine Leiche gefunden, nur sein Gewand.« Mit dieser gut eingeübten Geschichte brachen sie ihrem Vater das Herz.
Er zerriss sein Gewand, band Sacktuch um die Hüfte und trauerte lange Zeit um Josef.
Alle seine Söhne und Töchter kamen, um ihn zu trösten, aber er wollte sich nicht trösten lassen. „Nein“, sagte er, „trauernd werde ich zu meinem Sohn ins Totenreich hinunterfahren!“ So weinte sein Vater um ihn.
Alle seine Söhne und Töchter kamen, um ihn zu trösten, aber er wollte sich nicht trösten lassen. „Nein“, sagte er, „trauernd werde ich zu meinem Sohn ins Totenreich hinunterfahren!“ So weinte sein Vater um ihn.
1. Mose 37,34-35; Neue evangelistische Übersetzung, 2025
Vielleicht dämmerte in diesem Moment den Brüdern, dass sie ihre Unrechtstat niemals wirklich hinter sich lassen können, denn die Trauer und der Gram ihres Vaters würde sie immer daran erinnern.
Die biblische Erzählung folgt Josef nach Ägypten. Hier wurde er zu einer wesentlichen Figur in der israelischen und ägyptischen Geschichte.
Juda trennte sich von seiner Sippe und ließ sich in Adullam nieder, heiratete eine ortsansässige Frau und gründete eine Familie. Er bekam drei Söhne: Er, Onan und Schela. Als Er im heiratsfähigen Alter war, suchte Juda eine Frau namens Tamar für ihn aus. Er starb bald nach der Hochzeit. Tamar war nun verwitwet und auch kinderlos. In jener Zeit war das ein schreckliches Schicksal.
Die sogenannte Leviratsehe sollte kinderlose Witwen vor Armut und Obdachlosigkeit schützen. Es gehörte nach semitischem Rechtsbrauch zu den Verpflichtungen eines Schwagers der Witwe, dem verstorbenen Bruder Nachkommen mit der Witwe zu zeugen Wie es der Brauch wollte, sollte Onan mit seiner Schwägerin ein Kind zeugen. Aber Onan wollte das verhindern. Er starb kurz darauf
Damit war Judas dritter Sohn Schela an der Reihe. Juda wurde misstrauisch. Zwei Söhne hatten versucht, mit Tamar ein Kind zu zeugen. Beide waren unmittelbar darauf gestorben. Bringt Tamar ihre Männer etwa um? Juda wollte verhindern, dass Schela das gleiche Schicksal trifft.
Er hätte sich einfach weigern können, diesem Brauch zu folgen, doch er musste auf seinen Ruf in der Gesellschaft achten. Denn ein Mann, der in seiner Familie das Recht und die Ordnung nicht durchsetzt, würde wahrscheinlich auch keine Verträge einhalten, und ganz gewiss konnte man ihm kein öffentliches Amt anvertrauen. Juda ließ sich die Situation noch einmal durch den Kopf gehen und entdeckte ein Schlupfloch. Schela, sein dritter Sohn, war noch zu jung zum Heiraten.
Also schlug Juda seiner Schwiegertochter einen Kompromiss vor. Sinngemäß sagte er: »Bis Schela alt genug zum Heiraten ist, verhalte dich wie eine Witwe: Du gehst zurück zu deinem Vater, trägst Witwenkleidung und weist alle Heiratsanträge ab. Mach dir keine Sorgen, ich bin für dich da. Wenn Schela alt genug ist, lass ich dich holen.«
Das klang doch vernünftig. Juda stand als Ehrenmann da. Aber er hatte nicht die geringste Absicht, sein Versprechen zu halten. Er hoffte, dass sich mit der Zeit niemand mehr an diese Übereinkunft erinnern würde. Schließlich kam Schela ins heiratsfähige Alter. Tamar hatte sich an ihren Teil der Vereinbarung gehalten, doch Juda machte keine Anstalten, sein Versprechen einzulösen. Als Judas Frau starb, hätte er selbst Tamar heiraten können, doch er tat nichts dergleichen. Also entschloss sie sich, die Sache selbst in die Hand zu nehmen.
Es war üblich, dass Herdenbesitzer die Schafschur überwachten. Auch Juda zog los. Da schmiedete Tamar ein Plan, Juda zu überlisten.
Sie zog ihre Witwenkleidung aus und kleidete sich wie eine Prostituierte. Kultische Prostitution gab es in jeder Stadt, und Tamar kannte Judas Gewohnheiten. Die einflussreichen Männer trafen sich im Tor der Stadt, in derer Nähe die Schafe geschoren wurden. Dort wurden Geschäfte abgeschlossen und Entscheidungen in rechtlichen Fragen getroffen. Tamar setzte sich an den Weg zu diesem Ort. Sie trug einen Schleier, sodass Juda sie nicht erkennen konnte. Juda rechnete ja auch nicht damit, dass er seine Schwiegertochter hier treffen könnte. Dass er sie auch im Lauf ihrer Unterhaltung nicht erkannte, zeigt, wie wenig sie in den vergangenen Jahren miteinander zu tun gehabt hatten.
Sie einigten sich auf den Preis, einen Ziegenbock. Natürlich hatte Juda keinen Ziegenbock dabei; er wollte ihn ihr später zukommen lassen. Tamar kannte ihn jedoch gut genug, um sich nicht auf sein Versprechen zu verlassen. Bevor sie sich bereit erklärte, mit ihm zu schlafen, musste er ein Pfand hinterlegen, das mit dem Ziegenbock ausgelöst werden sollte.
Drei Dinge forderte sie:
Die biblische Erzählung folgt Josef nach Ägypten. Hier wurde er zu einer wesentlichen Figur in der israelischen und ägyptischen Geschichte.
Juda trennte sich von seiner Sippe und ließ sich in Adullam nieder, heiratete eine ortsansässige Frau und gründete eine Familie. Er bekam drei Söhne: Er, Onan und Schela. Als Er im heiratsfähigen Alter war, suchte Juda eine Frau namens Tamar für ihn aus. Er starb bald nach der Hochzeit. Tamar war nun verwitwet und auch kinderlos. In jener Zeit war das ein schreckliches Schicksal.
Die sogenannte Leviratsehe sollte kinderlose Witwen vor Armut und Obdachlosigkeit schützen. Es gehörte nach semitischem Rechtsbrauch zu den Verpflichtungen eines Schwagers der Witwe, dem verstorbenen Bruder Nachkommen mit der Witwe zu zeugen Wie es der Brauch wollte, sollte Onan mit seiner Schwägerin ein Kind zeugen. Aber Onan wollte das verhindern. Er starb kurz darauf
Damit war Judas dritter Sohn Schela an der Reihe. Juda wurde misstrauisch. Zwei Söhne hatten versucht, mit Tamar ein Kind zu zeugen. Beide waren unmittelbar darauf gestorben. Bringt Tamar ihre Männer etwa um? Juda wollte verhindern, dass Schela das gleiche Schicksal trifft.
Er hätte sich einfach weigern können, diesem Brauch zu folgen, doch er musste auf seinen Ruf in der Gesellschaft achten. Denn ein Mann, der in seiner Familie das Recht und die Ordnung nicht durchsetzt, würde wahrscheinlich auch keine Verträge einhalten, und ganz gewiss konnte man ihm kein öffentliches Amt anvertrauen. Juda ließ sich die Situation noch einmal durch den Kopf gehen und entdeckte ein Schlupfloch. Schela, sein dritter Sohn, war noch zu jung zum Heiraten.
Also schlug Juda seiner Schwiegertochter einen Kompromiss vor. Sinngemäß sagte er: »Bis Schela alt genug zum Heiraten ist, verhalte dich wie eine Witwe: Du gehst zurück zu deinem Vater, trägst Witwenkleidung und weist alle Heiratsanträge ab. Mach dir keine Sorgen, ich bin für dich da. Wenn Schela alt genug ist, lass ich dich holen.«
Das klang doch vernünftig. Juda stand als Ehrenmann da. Aber er hatte nicht die geringste Absicht, sein Versprechen zu halten. Er hoffte, dass sich mit der Zeit niemand mehr an diese Übereinkunft erinnern würde. Schließlich kam Schela ins heiratsfähige Alter. Tamar hatte sich an ihren Teil der Vereinbarung gehalten, doch Juda machte keine Anstalten, sein Versprechen einzulösen. Als Judas Frau starb, hätte er selbst Tamar heiraten können, doch er tat nichts dergleichen. Also entschloss sie sich, die Sache selbst in die Hand zu nehmen.
Es war üblich, dass Herdenbesitzer die Schafschur überwachten. Auch Juda zog los. Da schmiedete Tamar ein Plan, Juda zu überlisten.
Sie zog ihre Witwenkleidung aus und kleidete sich wie eine Prostituierte. Kultische Prostitution gab es in jeder Stadt, und Tamar kannte Judas Gewohnheiten. Die einflussreichen Männer trafen sich im Tor der Stadt, in derer Nähe die Schafe geschoren wurden. Dort wurden Geschäfte abgeschlossen und Entscheidungen in rechtlichen Fragen getroffen. Tamar setzte sich an den Weg zu diesem Ort. Sie trug einen Schleier, sodass Juda sie nicht erkennen konnte. Juda rechnete ja auch nicht damit, dass er seine Schwiegertochter hier treffen könnte. Dass er sie auch im Lauf ihrer Unterhaltung nicht erkannte, zeigt, wie wenig sie in den vergangenen Jahren miteinander zu tun gehabt hatten.
Sie einigten sich auf den Preis, einen Ziegenbock. Natürlich hatte Juda keinen Ziegenbock dabei; er wollte ihn ihr später zukommen lassen. Tamar kannte ihn jedoch gut genug, um sich nicht auf sein Versprechen zu verlassen. Bevor sie sich bereit erklärte, mit ihm zu schlafen, musste er ein Pfand hinterlegen, das mit dem Ziegenbock ausgelöst werden sollte.
Drei Dinge forderte sie:
Sein Siegel – einen Bronzestempel–,
die Schnur – mit der das Siegel wie eine Kette um den Hals getragen wurde –
und seinen verzierten Stab – ein absolutes Unikat.
die Schnur – mit der das Siegel wie eine Kette um den Hals getragen wurde –
und seinen verzierten Stab – ein absolutes Unikat.
Heute würden wir den Führerschein oder den Personalausweis als Pfand einfordern.
Juda war einverstanden und nahm ihre Dienste in Anspruch.
Einige Tage später wollte Juda sein Pfand einlösen und schickte einen Freund mit dem Ziegenbock los. Doch da war keine Prostituierte. Tamar hatte wieder ihre Witwenkleidung angelegt und war nach Hause zurückgekehrt. Der Freund fragte die Männer der Stadt, wo man die Prostituierte, die am Weg gesessen hatte, antreffen könne, doch sie antworteten: „Hier hat sich keine Prostituierte aufgehalten.“
Weil Juda nicht wollte, dass man Witze auf seine Kosten machte, ließ er die Angelegenheit auf sich beruhen.
Die Zeit ging ins Land. In Judas Leben war der Alltag wieder eingekehrt. Tamars Bauch begann sich zu wölben. Die Leute tuschelten. Schließlich kam auch Juda zu Ohren, dass seine Schwiegertochter sich mit einem Mann eingelassen hat.
Juda reagierte genau wie jemand, der seine geheimen Sünden zu verbergen sucht und vorgibt, jemand zu sein, der er nicht ist. Er spielte den selbstgerechten Richter, der den Skandal um Tamar als Chance sah, sein eigenes Fehlverhalten zu vertuschen.
Er verkündete: „Meine Schwiegertochter hat Schande über meine Familie gebracht. Ihr soll der Prozess gemacht werden, und sie soll wegen ihrer Sünde auf dem Scheiterhaufen verbrannt werden.“ Juda muss sich für einen außergewöhnlich aufrichtigen oder schlauen Mann gehalten haben. Seine Nachbarn empfanden bestimmt Mitleid für diese Stütze der Gesellschaft. Tamar hatte Schande über sein Haus gebracht. Wie überaus anständig von ihm, dass er seinen guten Namen gegen die schändliche Sünde seiner Schwiegertochter verteidigte!
Ist das nicht der gleiche Juda, der Mordpläne gegen seinen Bruder schmiedete? Der Juda, der seinen Bruder in die Sklaverei verkaufte, weil ein bloßer Mord keinen Gewinn versprochen hätte? Ist das nicht der Juda, der das Herz seines Vaters gebrochen hat und ihn jahrelang den Tod seines Sohnes beweinen ließ? Der Juda, der versprochen hatte, sich um seine Schwiegertochter zu kümmern, jedoch nie die Absicht gehabt hatte, sein Wort zu halten.
An dem festgesetzten Gerichtstag trafen Männer bei Tamar zu Hause ein. Sie sollte vor das Gericht gebracht werden. Wenn sie schuldig befunden wird, schneidet man ihr das Haar ab, führt sie durch den Ort und verbrennt sie auf dem Scheiterhaufen.
Doch bevor es so weit kommen konnte, schickte sie einen Boten mit dem Pfand zu Juda. Die Nachricht war einfach: »Ich bin von dem Mann schwanger, dem diese Dinge gehören. Bitte finde heraus, wem dieser Siegelring, diese Schnur und dieser Stab gehören.«
Tamars Plan ging auf. Juda war nun gezwungen, seine Anklage zurückzuziehen. Darüber hinaus würde er seine Entscheidung erklären müssen.
So seltsam diese Episode auch anmuten mag, für Juda bedeutete sie einen Wendepunkt in seinem Leben. Er konnte sich nicht mehr hinter einer selbstgerechten Fassade verstecken. Man hatte ihn als Heuchler, Schwindler und Lügner entlarvt. Und das gab er auch vor der Menge zu, die sich versammelt hatte, um Tamar als Hure zu verbrennen. In seinem öffentlichen Bekenntnis kam er sofort auf den Punkt:
Einige Tage später wollte Juda sein Pfand einlösen und schickte einen Freund mit dem Ziegenbock los. Doch da war keine Prostituierte. Tamar hatte wieder ihre Witwenkleidung angelegt und war nach Hause zurückgekehrt. Der Freund fragte die Männer der Stadt, wo man die Prostituierte, die am Weg gesessen hatte, antreffen könne, doch sie antworteten: „Hier hat sich keine Prostituierte aufgehalten.“
Weil Juda nicht wollte, dass man Witze auf seine Kosten machte, ließ er die Angelegenheit auf sich beruhen.
Die Zeit ging ins Land. In Judas Leben war der Alltag wieder eingekehrt. Tamars Bauch begann sich zu wölben. Die Leute tuschelten. Schließlich kam auch Juda zu Ohren, dass seine Schwiegertochter sich mit einem Mann eingelassen hat.
Juda reagierte genau wie jemand, der seine geheimen Sünden zu verbergen sucht und vorgibt, jemand zu sein, der er nicht ist. Er spielte den selbstgerechten Richter, der den Skandal um Tamar als Chance sah, sein eigenes Fehlverhalten zu vertuschen.
Er verkündete: „Meine Schwiegertochter hat Schande über meine Familie gebracht. Ihr soll der Prozess gemacht werden, und sie soll wegen ihrer Sünde auf dem Scheiterhaufen verbrannt werden.“ Juda muss sich für einen außergewöhnlich aufrichtigen oder schlauen Mann gehalten haben. Seine Nachbarn empfanden bestimmt Mitleid für diese Stütze der Gesellschaft. Tamar hatte Schande über sein Haus gebracht. Wie überaus anständig von ihm, dass er seinen guten Namen gegen die schändliche Sünde seiner Schwiegertochter verteidigte!
Ist das nicht der gleiche Juda, der Mordpläne gegen seinen Bruder schmiedete? Der Juda, der seinen Bruder in die Sklaverei verkaufte, weil ein bloßer Mord keinen Gewinn versprochen hätte? Ist das nicht der Juda, der das Herz seines Vaters gebrochen hat und ihn jahrelang den Tod seines Sohnes beweinen ließ? Der Juda, der versprochen hatte, sich um seine Schwiegertochter zu kümmern, jedoch nie die Absicht gehabt hatte, sein Wort zu halten.
An dem festgesetzten Gerichtstag trafen Männer bei Tamar zu Hause ein. Sie sollte vor das Gericht gebracht werden. Wenn sie schuldig befunden wird, schneidet man ihr das Haar ab, führt sie durch den Ort und verbrennt sie auf dem Scheiterhaufen.
Doch bevor es so weit kommen konnte, schickte sie einen Boten mit dem Pfand zu Juda. Die Nachricht war einfach: »Ich bin von dem Mann schwanger, dem diese Dinge gehören. Bitte finde heraus, wem dieser Siegelring, diese Schnur und dieser Stab gehören.«
Tamars Plan ging auf. Juda war nun gezwungen, seine Anklage zurückzuziehen. Darüber hinaus würde er seine Entscheidung erklären müssen.
So seltsam diese Episode auch anmuten mag, für Juda bedeutete sie einen Wendepunkt in seinem Leben. Er konnte sich nicht mehr hinter einer selbstgerechten Fassade verstecken. Man hatte ihn als Heuchler, Schwindler und Lügner entlarvt. Und das gab er auch vor der Menge zu, die sich versammelt hatte, um Tamar als Hure zu verbrennen. In seinem öffentlichen Bekenntnis kam er sofort auf den Punkt:
Sie ist im Recht, die Schuld liegt bei mir.
1. Mose 38,26; Neue evangelistische Übersetzung, 2025
Übrigens ist Tamar durch Judas Fehltritt in den Stammbaum von Jesus gekommen.
Doch Judas Geschichte ist hier noch nicht zu Ende. Zwanzig Jahre waren vergangen, seit Juda und seine Brüder Josef in die Sklaverei verkauft hatten. Josef ging durch harte Zeiten. Aber dann:
Doch Judas Geschichte ist hier noch nicht zu Ende. Zwanzig Jahre waren vergangen, seit Juda und seine Brüder Josef in die Sklaverei verkauft hatten. Josef ging durch harte Zeiten. Aber dann:
… der Pharao sagte zu Josef: »Hiermit gebe ich dir Vollmacht über ganz Ägypten.«
1. Mose 41,41; Neues Leben. Die Bibel, 2024
Auf Josefs Anweisung hin wurden riesige Getreidevorräte eingelagert, um eine vorausgesagte siebenjährige Hungersnot zu überleben.
Das hat sich herumgesprochen.
Hungernde Menschen aus dem gesamten Mittelmeerraum kamen nach Ägypten, in der Hoffnung Getreide kaufen zu können.
Die Hungersnot traf auch Israels Familie. Er schickte seine zehn ältesten Söhne nach Ägypten, um Lebensmittel zu kaufen. Aber Benjamin blieb zu Hause. Sein jüngster Sohn war das einzige überlebende Kind seiner Lieblingsfrau Rahel. Nachdem er bereits Josef verloren hatte, umsorgte er Benjamin um so mehr.
Wie alle anderen Ausländer wurden auch die zehn Brüder von einem hohen ägyptischen Beamten kontrolliert. Josef erkannte seine Brüder sofort, sie erkannten ihren Bruder nicht. Josef war geschminkt und gekleidet wie alle anderen ägyptischen Beamten, und ägyptisch sprach er so fließend wie ein Einheimischer.
Die zehn Brüder folgten dem höfischen Protokoll und verbeugten sich tief vor ihrem Bruder. Da mag ein lang vergessener Traum aus seiner Jugendzeit plötzlich seine Gedanken gekreuzt haben. Josef gab sich nicht zu erkennen. Er spielte den misstrauischen ägyptischen Bürokraten. Er wollte seine Brüder auf die Probe stellen. Es interessierte ihn schon, ob sie sich geändert hatten.
Geschickt horchte er sie aus. Auch wollte er herausbekommen, ob auch Benjamin ihrem Hass zum Opfer gefallen war. Josef hielt Simeon als Geisel fest und schickte die anderen mit Getreide nach Hause, verlangte aber, dass sie mit ihrem jüngsten Bruder zurückkehrten.
Das war nun aber ein Ansinnen, das dem Vater Israel gar nicht gefiel. Er weigerte sich, Benjamin gehen zu lassen. Doch die Getreidevorräte gingen dem Ende zu. Eine weitere Reise nach Ägypten wurde notwendig. Und dann hören wir Juda:
Die Hungersnot traf auch Israels Familie. Er schickte seine zehn ältesten Söhne nach Ägypten, um Lebensmittel zu kaufen. Aber Benjamin blieb zu Hause. Sein jüngster Sohn war das einzige überlebende Kind seiner Lieblingsfrau Rahel. Nachdem er bereits Josef verloren hatte, umsorgte er Benjamin um so mehr.
Wie alle anderen Ausländer wurden auch die zehn Brüder von einem hohen ägyptischen Beamten kontrolliert. Josef erkannte seine Brüder sofort, sie erkannten ihren Bruder nicht. Josef war geschminkt und gekleidet wie alle anderen ägyptischen Beamten, und ägyptisch sprach er so fließend wie ein Einheimischer.
Die zehn Brüder folgten dem höfischen Protokoll und verbeugten sich tief vor ihrem Bruder. Da mag ein lang vergessener Traum aus seiner Jugendzeit plötzlich seine Gedanken gekreuzt haben. Josef gab sich nicht zu erkennen. Er spielte den misstrauischen ägyptischen Bürokraten. Er wollte seine Brüder auf die Probe stellen. Es interessierte ihn schon, ob sie sich geändert hatten.
Geschickt horchte er sie aus. Auch wollte er herausbekommen, ob auch Benjamin ihrem Hass zum Opfer gefallen war. Josef hielt Simeon als Geisel fest und schickte die anderen mit Getreide nach Hause, verlangte aber, dass sie mit ihrem jüngsten Bruder zurückkehrten.
Das war nun aber ein Ansinnen, das dem Vater Israel gar nicht gefiel. Er weigerte sich, Benjamin gehen zu lassen. Doch die Getreidevorräte gingen dem Ende zu. Eine weitere Reise nach Ägypten wurde notwendig. Und dann hören wir Juda:
»Gib mir den Jungen mit! Dann können wir endlich aufbrechen und ´nach Ägypten` ziehen, bevor wir alle mitsamt unseren Kindern verhungern! Ich bürge persönlich für ihn, und du kannst ihn von mir zurückfordern. Wenn ich ihn dir nicht unversehrt zurückbringe, soll diese Schuld mein ganzes Leben lang auf mir lasten! Hätten wir nicht ´so lange` gezögert, wären wir jetzt schon zweimal wieder da!«
1. Mose 43,8-10; Neue Genfer Übersetzung, 2011
Schließlich willigte Israel ein.
Als Juda und seine Brüder wieder vor Josef traten, verbeugten sich alle elf vor diesem Mann, dessen Wort Gesetz war. Zu ihrer Überraschung lud Josef sie zum Essen ein. Noch verwunderter waren sie, als ihnen ihre Plätze dem Alter nach zugewiesen wurden.
Joseph wird seine Brüder genau beobachtet haben, wie sie sich Benjamin gegenüber verhielten. Josef stellte sie auf eine letzte Probe, um sicherzugehen, dass sie sich geändert hatten. Er belud jeden Esel mit so viel Getreide, wie er nur tragen konnte, legte das Geld, das die Brüder bezahlt hatten, wieder in die Säcke und versteckte dann einen wertvollen Silberbecher in Benjamins Vorräten.
Als die kleine Karawane auf dem Heimweg das Stadttor passiert hatte, wies Josef seine Beamten an, sie des Diebstahls zu beschuldigen und sie nach Diebesgut zu durchsuchen. Als man den silbernen Becher in Benjamins Getreidesack entdeckte, wurden alle sofort verhaftet und zurück in Josefs Palast gebracht. Und dann wurde ihnen gesagt, dass Benjamin als Sklave zurückbleiben muss.
Josef hatte diese Geschichte einzig und allein aus dem Grund eingefädelt, um zu sehen, wie seine Brüder reagieren würden. Würden sie Benjamin opfern, um sich selbst zu retten? Würden sie die Chance ergreifen, einen weiteren Lieblingssohn ihres Vaters loszuwerden? Oder würden sie versuchen, ihn freizubekommen?
Juda hatte seinem Vater gegenüber persönlich die Sicherheit seines Sohnes garantiert. Steht er zu seinem Wort?
Er bat Josef um ein Gespräch, um sich für Benjamins Freilassung einzusetzen.
Als Juda und seine Brüder wieder vor Josef traten, verbeugten sich alle elf vor diesem Mann, dessen Wort Gesetz war. Zu ihrer Überraschung lud Josef sie zum Essen ein. Noch verwunderter waren sie, als ihnen ihre Plätze dem Alter nach zugewiesen wurden.
Joseph wird seine Brüder genau beobachtet haben, wie sie sich Benjamin gegenüber verhielten. Josef stellte sie auf eine letzte Probe, um sicherzugehen, dass sie sich geändert hatten. Er belud jeden Esel mit so viel Getreide, wie er nur tragen konnte, legte das Geld, das die Brüder bezahlt hatten, wieder in die Säcke und versteckte dann einen wertvollen Silberbecher in Benjamins Vorräten.
Als die kleine Karawane auf dem Heimweg das Stadttor passiert hatte, wies Josef seine Beamten an, sie des Diebstahls zu beschuldigen und sie nach Diebesgut zu durchsuchen. Als man den silbernen Becher in Benjamins Getreidesack entdeckte, wurden alle sofort verhaftet und zurück in Josefs Palast gebracht. Und dann wurde ihnen gesagt, dass Benjamin als Sklave zurückbleiben muss.
Josef hatte diese Geschichte einzig und allein aus dem Grund eingefädelt, um zu sehen, wie seine Brüder reagieren würden. Würden sie Benjamin opfern, um sich selbst zu retten? Würden sie die Chance ergreifen, einen weiteren Lieblingssohn ihres Vaters loszuwerden? Oder würden sie versuchen, ihn freizubekommen?
Juda hatte seinem Vater gegenüber persönlich die Sicherheit seines Sohnes garantiert. Steht er zu seinem Wort?
Er bat Josef um ein Gespräch, um sich für Benjamins Freilassung einzusetzen.
Wenn ich jetzt zu deinem Knecht, meinem Vater, käme und der Knabe wäre nicht bei uns, da doch sein Leben so an ihm hängt, wenn er also sähe, dass der Knabe nicht dabei ist, würde er sterben. Dann brächten deine Sklaven deinen Knecht, unseren greisen Vater mit seinem grauen Haar, vor Gram in die Unterwelt.
Denn dein Knecht hat sich für den Knaben beim Vater mit den Worten verbürgt: Wenn ich ihn nicht zu dir zurückbringe, will ich alle Tage bei meinem Vater in Schuld stehen.
Darum soll jetzt dein Knecht anstelle des Knaben dableiben als Sklave für meinen Herrn; der Knabe aber soll mit seinen Brüdern hinaufziehen dürfen. Denn wie könnte ich zu meinem Vater hinaufziehen, ohne dass der Knabe bei mir wäre? Ich könnte das Unglück nicht mit ansehen, das dann meinen Vater träfe.
Denn dein Knecht hat sich für den Knaben beim Vater mit den Worten verbürgt: Wenn ich ihn nicht zu dir zurückbringe, will ich alle Tage bei meinem Vater in Schuld stehen.
Darum soll jetzt dein Knecht anstelle des Knaben dableiben als Sklave für meinen Herrn; der Knabe aber soll mit seinen Brüdern hinaufziehen dürfen. Denn wie könnte ich zu meinem Vater hinaufziehen, ohne dass der Knabe bei mir wäre? Ich könnte das Unglück nicht mit ansehen, das dann meinen Vater träfe.
1. Mose 44,30-34; Einheitsübersetzung, 2016
Als Josef das hörte, konnte er seine Gefühle nicht länger verbergen.
Er befahl seinen Untergebenen, den Raum zu verlassen, sodass nur er und seine Brüder zurückblieben.
Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Josef sich im Gespräch mit seinen Brüdern eines Dolmetschers bedient.
Nun, da sie allein waren, fragten sich die Männer sicherlich, wie sie sich mit diesem Ägypter verständigen sollten.
Man kann sich also vorstellen, wie erschrocken sie waren, als er ihnen geradewegs in die Augen blickte und ihnen in ihrer eigenen Sprache mitteilte: „Ich bin Josef.“
Wie mag sich Juda in diesem Moment gefühlt haben? Er war es doch, der am meisten die Rache zu fürchten hatte. Ging ihm durch den Kopf, was er jetzt tun würde, wenn er an Josefs Stelle wäre. Juda war zwanzig Jahre lang vor den Konsequenzen seines Handelns davongelaufen. Aber alles kommt einmal ans Licht. Würde er jetzt bekommen, was er verdient hätte?
Aber alles blieb seltsam ruhig. Diesen Tag wird Juda niemals vergessen. Es war ein Tag der Gnade. Denn er hatte genau das bekommen, was er am wenigsten verdient hatte.
Man kann sich also vorstellen, wie erschrocken sie waren, als er ihnen geradewegs in die Augen blickte und ihnen in ihrer eigenen Sprache mitteilte: „Ich bin Josef.“
Wie mag sich Juda in diesem Moment gefühlt haben? Er war es doch, der am meisten die Rache zu fürchten hatte. Ging ihm durch den Kopf, was er jetzt tun würde, wenn er an Josefs Stelle wäre. Juda war zwanzig Jahre lang vor den Konsequenzen seines Handelns davongelaufen. Aber alles kommt einmal ans Licht. Würde er jetzt bekommen, was er verdient hätte?
Aber alles blieb seltsam ruhig. Diesen Tag wird Juda niemals vergessen. Es war ein Tag der Gnade. Denn er hatte genau das bekommen, was er am wenigsten verdient hatte.
»Ich bin euer Bruder Josef, den ihr nach Ägypten verkauft habt. Aber macht euch deswegen keine Vorwürfe. Gott selbst hat mich vor euch her geschickt, um euer Leben zu retten.
1. Mose 45,4-5; Neues Leben. Die Bibel, 2024
Wieder einmal wurde das Gesetz von Saat und Ernte durchbrochen. Gnade war dafür verantwortlich.
Gottes Gnade, von der Joseph durchdrungen war.
Innerhalb kürzester Zeit hatte sich die Lage der Brüder von Grund auf geändert. Sie waren Ehrengäste des zweitmächtigsten Mannes in Ägypten. Er vergab ihnen nicht nur, sondern lud sie ein, ihre Familien zu holen und sich in der fruchtbarsten Gegend anzusiedeln, die Ägypten zu bieten hatte.
Doch auch hier hört die Geschichte noch nicht auf. Jahre später, als Israel im Sterben lag, rief er seine zwölf Söhne zu sich, um das neue Oberhaupt der Sippe zu segnen. Wem sollte diese Verantwortung zufallen? Normalerweise war es der Erstgeborene, also Ruben. Aber es kam ganz anders.
Während Josef untadelig, erst als Sklave, dann als Vizeregent, in Ägypten gelebt hatte, führte Juda zu Hause ein Doppelleben. Wenn jemand moralisch ungeeignet war, die Sippe zu führen, dann ganz gewiss Juda.
Juda trat, wie die anderen, zu seinem Vater und kniete sich hin. Und dann hört er:
Innerhalb kürzester Zeit hatte sich die Lage der Brüder von Grund auf geändert. Sie waren Ehrengäste des zweitmächtigsten Mannes in Ägypten. Er vergab ihnen nicht nur, sondern lud sie ein, ihre Familien zu holen und sich in der fruchtbarsten Gegend anzusiedeln, die Ägypten zu bieten hatte.
Doch auch hier hört die Geschichte noch nicht auf. Jahre später, als Israel im Sterben lag, rief er seine zwölf Söhne zu sich, um das neue Oberhaupt der Sippe zu segnen. Wem sollte diese Verantwortung zufallen? Normalerweise war es der Erstgeborene, also Ruben. Aber es kam ganz anders.
Während Josef untadelig, erst als Sklave, dann als Vizeregent, in Ägypten gelebt hatte, führte Juda zu Hause ein Doppelleben. Wenn jemand moralisch ungeeignet war, die Sippe zu führen, dann ganz gewiss Juda.
Juda trat, wie die anderen, zu seinem Vater und kniete sich hin. Und dann hört er:
Dich, Juda, preisen deine Brüder, weil du den Feind im Nacken packst! Dir beugen sich die Söhne deines Vaters. Du gleichst dem jungen Löwen, Juda. Vom Raub kommst du, mein Sohn, herauf. Er kauert hingestreckt, dem Löwen und der Löwin gleich. Wer wagt ihn aufzustören?
Nie weicht das Zepter von Juda, der Herrscherstab von seinem Schoß, bis der kommt, dem er gehört. Und ihm werden die Völker gehorchen.
Nie weicht das Zepter von Juda, der Herrscherstab von seinem Schoß, bis der kommt, dem er gehört. Und ihm werden die Völker gehorchen.
1. Mose 49,8-10; Neue evangelistische Übersetzung, 2025
Wer hätte das gedacht?
Angefangen mit König David entstammten die israelischen Könige dem Stamm Juda. Wichtiger noch, auch Jesus, Israels Messias, wurde als Nachkomme von Juda geboren.
Ganz gewiss verdiente Juda nichts von alledem. Trotzdem entschloss sich Gott, den Messias als Nachkomme von Juda, nicht von Josef, in unsere Welt kommen zu lassen. Nachdem Juda viel Dreck am Stecken hatte, lernte er Demut und Dankbarkeit. Das geschah jedoch nicht dadurch, dass man ihm Strafe angedroht hätte, sondern indem man ihm Gnade gewährte.
Aber man kann nicht sagen, dass er Gnade gefunden hätte. Denn er hat niemals nach ihr gesucht. Die Gnade fand ihn.
Durch die dramatischen Vorkommnisse, die sich über viele Jahre hinzogen, wob Gott das Thema Gnade in die Geschichte von Juda und der Menschheit ein.
Judas Geschichte erinnert uns daran, Gnade ist kein Merkmal von Menschen; Gnade zeigt uns Gottes Güte den Menschen gegenüber.
Angefangen mit König David entstammten die israelischen Könige dem Stamm Juda. Wichtiger noch, auch Jesus, Israels Messias, wurde als Nachkomme von Juda geboren.
Ganz gewiss verdiente Juda nichts von alledem. Trotzdem entschloss sich Gott, den Messias als Nachkomme von Juda, nicht von Josef, in unsere Welt kommen zu lassen. Nachdem Juda viel Dreck am Stecken hatte, lernte er Demut und Dankbarkeit. Das geschah jedoch nicht dadurch, dass man ihm Strafe angedroht hätte, sondern indem man ihm Gnade gewährte.
Aber man kann nicht sagen, dass er Gnade gefunden hätte. Denn er hat niemals nach ihr gesucht. Die Gnade fand ihn.
Durch die dramatischen Vorkommnisse, die sich über viele Jahre hinzogen, wob Gott das Thema Gnade in die Geschichte von Juda und der Menschheit ein.
Judas Geschichte erinnert uns daran, Gnade ist kein Merkmal von Menschen; Gnade zeigt uns Gottes Güte den Menschen gegenüber.