Die radikale Gnade 12

Du hast einen Gott, der keine halben Sachen macht!

Du kennst doch sicher das Märchen »Rotkäppchen«, diese tragisch-komische Geschichte, in der man einen Wolf mit der Oma verwechselt hat.
So etwas gibt es auch in der Religion. Nur ist es da kein Märchen. Aus dem Fesseln lösenden Geschenk der Heiligung wurde eine unbeholfene Stolperei von zwei »linken Füßen« – genannt »fortschreitende Heiligung«.

Heiligung bedeutet, für Gott abgesondert zu werden. Es ist ein einmaliger Vorgang, besiegelt mit Jesus’ Blut.

An die Gemeinde Gottes in Korinth, an die, die in Christus Jesus geheiligt sind, die berufenen Heiligen,
1. Korinther 1,2; Neue evangelistische Übersetzung, 2025
Aber ihr seid reingewaschen, seid geheiligt, seid gerecht geworden im Namen Jesu Christi, des Herrn, und im Geist unseres Gottes.
1. Korinther 6,11; Einheitsübersetzung, 2016
In diesem Willen sind wir ein für alle Mal geheiligt durch die Darbringung des Leibes Jesu Christi.
Hebräer 10,10; Zürcher Bibel, 2007

Diese Verse wollen nicht so recht in die Schublade der »fortschreitenden Heiligung« passen, in die die Religion dich hineinzwängen will?
Wenn du noch nicht überzeugt bist, lies Epheser 1,4, Kolosser 1,22 und 1. Petrus 2,9, und – nicht zu vergessen – Apostelgeschichte 26,18.
Diese Bibelstellen flüstern nicht – sie verkünden lautstark die Wahrheit: Du bist ganz und gar von Gott auserwählt und vollkommen heilig gemacht worden, da muss nichts mehr für getan werden. Sicher, unsere Einstellungen und Handlungen werden mit der Zeit feiner, aber das macht uns nicht heiliger, als wir es schon sind.

Wenn Jesus jetzt am Himmel erscheinen würde, um uns zu sich zu holen, dann zeigt das Messgerät für Heiligung bei keinem 62 Prozent an. Es gibt nur ganz heilig oder gar nicht. Entweder haben wir uns für Gott absondern lassen oder nicht.

Diese Vorstellung von einer »zunehmenden persönlichen Heiligung« ist eine fromme Komödie – als wäre Jesus’ Rettungstat ein Ratenzahlungsplan und nicht etwas Vollendetes.
Ich sage es noch einmal: Die Heiligung unseres Wesens ist vollzogen. Das schließt nicht aus, dass der Heilige Geist uns lehrt, wie wir als die neuen Menschen leben können, die wir bereits sind. Änderungen im Denken und im Handeln sind die Folge. Das ist aber nicht zu verwechseln mit frommem Bemühen, in der Heiligung zuzulegen.
Das Wissen, dass wir geheiligt sind, bewahrt uns vor nächtlichen Sorgen, ob wir schon »heilig genug« sind oder ob Gott von unserem geistlichen Fortschritt beeindruckt ist. Wir sind vollkommen angenommen, rein und in Jesus vollkommen geheiligt. Unser täglicher Weg in Heiligkeit ist keine verzweifelte Suche nach Nähe zu Gott – er ist ein Triumphzug.

Vergessen wir die Vorstellung, dass persönliche Heiligung ein lebenslanger Prozess ist. Du bist heilig. Lebe in der Freiheit des Evangeliums: In Jesus sind wir für Gott abgesondert und in vollkommener Heiligkeit gekleidet. Du kannst unbesorgt sein – deine Rettung ist keine flüchtige, vergängliche Angelegenheit. Sie ist eine unerschütterliche, ewige Gewissheit.

Denn Gott hat gesagt: „Nie werde ich dich aufgeben, niemals verlasse ich dich.“
Hebräer 13,5; Neue evangelistische Übersetzung, 2025

Stell dir Jesus als Rettungsschwimmer vor. Wenn er dich vor dem Ertrinken in den stürmischen Fluten der Sünde retten und dich dann wieder hineinwerfen würde, sobald du fluchst – was wäre das für ein Rettungsschwimmer? Sicherlich kein zuverlässiger.
Du kennst doch Gottes Zusagen:

Ich gebe ihnen ewiges Leben. Sie werden niemals zugrunde gehen und niemand wird sie meiner Hand entreißen.
Johannes 10,28; Einheitsübersetzung, 2016
Wenn wir untreu sind, bleibt er treu, denn er kann sich selbst nicht verleugnen.
2. Timotheus 2,13; Neues Leben. Die Bibel, 2024

Gott kennt keine Stimmungsschwankungen, und seine Liebe ist unendlich. An deiner ewigen Sicherheit zu zweifeln, ist, als würdest du ständig in deinen Taschen nach Schlüsseln suchen, die du bereits in der Hand hältst.
Als Jesus sagte: »Es ist vollbracht!«, wollte er damit nicht sagen, dass er erfolgreich ein Regal einer bekannten Möbelfirma zusammengebaut hat – er besiegelte einen ewigen, unauflöslichen Bund der Gnade. Und dieser Bund wird nicht durch deine lückenlose Anwesenheit in der Kirche bestätigt, sondern durch Jesus’ vollkommene Rettungstat. Dein Heil ist nicht in dir, sondern in Gottes unveränderlichem Wesen verankert.

Das Drohen mit einem grollenden Gott ist der älteste Manipulationstrick überhaupt. »Gott sieht alles. Benimm dich, sonst gibt’s Ärger!«, hören wir in einer frommen Familie. Und die Kirche sagt: »Tue, was wir dir sagen, sonst ist Gott böse auf dich!«

Jesus kam, um diesem Unsinn ein für alle Mal ein Ende zu setzen, aber die Religion möchte ihn einfach nicht loslassen.

Wir finden in der Bibel Warnungen, die für Menschen gedacht sind, die sich von Gott abwenden. Besonders fromme Verkünder wenden sie auf Gläubige an. Warum? Weil sie selbst keinen Frieden mit der ewigen Errettung gefunden haben.

Kannst du dir vorstellen, dass Jesus gesagt hat:

»Ich bin gekommen, um euch das ewige Leben zu geben – wenn ihr es schafft, gut zu sein.«
»Wahrlich, ich sage euch, ihr bekommt einen Neuanfang und zehn Prozent Gnade geschenkt. Arbeitet euch hoch, dann wird alles gut. Aber wenn ihr vom rechten Weg abweicht, dann wehe euch.«

So etwas hat er nie gesagt. Nicht ein einziges Mal. Nicht einmal Jakobus hat versucht, uns so etwas unterzujubeln.

Rettung hängt eng mit Vergebung zusammen, und die ist grenzenlos und unendlich.
Stell dir vor, du bist in ein Feinschmeckerlokal eingeladen. Du erwartest ein paar Häppchen zum Probieren, bekommst aber das ganze Buffet der Köstlichkeiten serviert.
So ist Gottes Vergebung. Dir wird nicht scheibchenweise oder auf Probe vergeben.

Denn mit einem einzigen Opfer hat er für immer die vollendet, die geheiligt werden.
Hebräer 10,14; Luther Bibel, 2017

Das ist kein Tilgungsplan, der alle dreißig Tage erneuert werden muss – es ist ein Versprechen für die Ewigkeit. Wer dir etwas anderes erzählt, hängt an einem Gottesbild, das so veraltet ist wie ein Wählscheibentelefon.
Wer Gottes Vergebung annimmt, bekommt sofort das Geschenk »ewiges Leben«. Jesus hat ganz klar gesagt:

Jeder, der an ihn [Jesus] glaubt, wird nicht zugrunde gehen, sondern das ewige Leben haben.
Johannes 3,16; Hoffnung für alle, 2015

Ewiges Leben ist keine Zeitansage, sondern ein Gütesiegel. Wenn du es einmal hast, gehört es dir. Für immer. Ohne Wenn und Aber.

Ich muss noch einmal das heikle Thema Selbsttötung ansprechen – ein Thema, das oft von Angst und Missverständnissen umgeben ist. Um es ganz klar zu sagen: Selbsttötung ist keine unvergebbare Sünde. Und auch Menschen, die sich Jesus anvertraut haben, sehen manchmal keinen Ausweg mehr.
Gott lässt sich von unseren dunkelsten Momenten nicht abschrecken. Er hat jeden einzelnen davon gesehen und sagt dennoch: »Du gehörst zu mir.« Kannst du glauben, dass Gottes Vergebung jede Sünde auslöscht, bis auf einen einzigen Moment tiefen, tragischen Schmerzes? Das ist keine Gnade – das ist Grausamkeit.
Unser Gott ist nicht willkürlich. Er widerruft seine Zusagen nicht, nur weil wir depressiv geworden sind. Römer 8,38–39 versichert uns, dass uns nichts – nicht einmal der Tod – von Gottes Liebe trennen kann.

In Jesus sind dir deine Sünden vollkommen vergeben, du findest ewige Geborgenheit und bist durch unauflösliche Zusagen gehalten. Falls du jemals daran gezweifelt hast, lass dies den Augenblick sein, in dem du endlich in der unerschütterlichen Wahrheit von Gottes Liebe Ruhe findest.
Wir können voller Zuversicht leben. Unsere Erlösung ist nicht auf Probe – sie ist die unwiderrufliche Annahme an Kindesstatt. Wir gehören zu Gott – jetzt und in alle Ewigkeit.

Hast du dir schon mal bewusst gemacht, wie sehr sich die Zugehörigkeit zu Gott von der Mitgliedschaft in einer christlichen Kirche oder Gemeinde unterscheidet?
Bei Gott gilt: Du vertraust ihm und gehörst dazu.
In die christliche Gemeinschaft kommst du durch Aufnahmerituale, die sich von Denomination zu Denomination unterscheiden. Und dann kommen

das Bekenntnis zu den Lehren deiner Wunschgemeinschaft,
die Übernahme von finanziellen Verpflichtungen,
die aktive Teilnahme an den Angeboten der Gemeinde.

Es ist wie ein geistliches Fitnessstudio: Anmelden, erscheinen, zahlen. Es ist eben vertragsbasierte Religion.

Und die Programme! Religiöse Programmgestalter haben uns mit einem schier unüberschaubaren Angebot an »unverzichtbaren« Inhalten überhäuft, und irgendwie wird erwartet, dass wir bei allen mitmachen. Und nicht zu vergessen die schiere Menge an Aktivitäten. Kleingruppen, Mentorenprogramme, Kurse, Freiwilligeneinsätze – es ist überwältigend. Es ist wie in einer Schulkantine, nur mit mehr Gruppen, als man noch betreuen kann.

Aber mal ehrlich – was finden wir eigentlich hinter der glänzenden Fassade prachtvoller Gebäude? Ist es wirklich Nachfolge in grenzenlosem Vertrauen in Gottes Liebe und Gnade, die sich in Jesus’ vollkommener und total vollendeter Rettungstat am Kreuz offenbart?
Oft ist es nur oberflächliche Religiösität. Wenn ich mir kirchliche Nachrichten anschaue, dann sehe ich Werbung für frommgetarnte Unterhaltung.
Viele Menschen sind auf der Suche nach Antworten auf die großen Fragen des Lebens, und hoffen, sie in der Kirche zu bekommen. Oft gehen sie mit nichts als Glitzer und einem vagen Gefühl der Schuld. Wo bleibt die Tiefe? Wo bleiben die Antworten auf die wirklich wichtigen Fragen – wie:

Ist mir alles vergeben?
Bin ich für immer erlöst?
Wird Gott mich jemals aufgeben?
Wer bin ich in Jesus?

Das sind die brennenden Fragen, die zählen, aber sie gehen im wöchentlichen Zirkus unter. Es spielt keine Rolle, ob die Musik schnell oder langsam, modern oder mittelalterlich ist. Es spielt keine Rolle, ob die Fenster Buntglas oder Klarglas haben, ob die Kanzel aus Holz oder Metall ist oder ob es Kirchenbänke oder Stühle gibt. Das Entscheidende ist, dass die Menschen mit der klaren Botschaft des Evangeliums nach Hause gehen! Denn wir alle wissen: Das ist der wahre Gewinn.

Das stark nachlassende Interesse an den christlichen Kirchen und die leeren Kirchenbänke sollten die Verantwortlichen aufschrecken. Doch je nach Selbstverständnis versucht man mit glaubensfremden Angeboten, Menschen in die Kirchen zu locken, oder es wird ein neues Programm für die Missionierung der Menschen aufgelegt.
Das wöchentliche Abspulen der gleichen religiösen Rituale wird »Gottesdienst« genannt. Die Mitglieder werden unter Druck gesetzt, sich ehrenamtlich zu engagieren, durch Schuldgefühle zum Spenden gedrängt und dazu aufgefordert, immer mehr zu leisten, immer mehr zu sein, sich immer mehr anzustrengen. Es ist ein Hamsterrad, das nirgendwohin führt außer in den Frust.

Das moderne Christentum hat die Einfachheit des Evangeliums gegen einen Wettlauf religiöser Aktivitäten eingetauscht.

Was wäre, wenn wir Gottes Liebe empfingen und infolgedessen andere liebten? Bräuchten wir dafür Dutzende von Programmen? Oder würde uns das Wirken des Heiligen Geistes ganz natürlich mit Freude, Frieden und Liebe erfüllen und so auf natürliche Weise Gemeinschaft schaffen?
Vielleicht ist es an der Zeit, dass die Kirche diesen neuen, aber doch uralten Lebensweg entdeckt und sich auf das Wesentliche besinnt: Die Verkündigung des unverfälschten Evangeliums der Gnade. Den Menschen sagen, wer sie in Jesus sind. Die brennenden Fragen nach Vergebung, Erlösung und Geborgenheit beantworten.
Es geht um großes Gottvertrauen, nicht um volle Kirchen. Es geht darum, dass die Namen im Buch des Lebens stehen, nicht in Mitgliederlisten. Und die vom Leben müde Gewordenen sollen Ruhe finden und keinen frommen Leistungsdruck.

Diesem Ziel stehen einige hartnäckige Mythen im Weg, die sich wie ungebetene Gäste auf eine Party geschlichen haben. Sie lauern überall, sticheln unterschwellig und wollen einfach nicht verschwinden.
Der größte Mythos ist, dass Gnade zur Bequemlichkeit führt. Diese Vorstellung ist ungefähr so ​​treffend, als würde man einen Ferrari als aufgemotzten Rasenmäher bezeichnen.
Ich habe das Getuschel gehört und die hochgezogenen Augenbrauen gesehen: »Wenn man Gnade zu freigiebig verkündet, machen es sich die Leute nur noch im Sessel bequem und legen die Füße hoch.« Doch die Wirklichkeit sieht anders aus: Gnade führt nicht zu Passivität; sie setzt den Glaubenden in Bewegung, denn er ist befreit.

Das Problem ist aber nicht die Gnade. Es ist die uralte Lüge, dass unsere Natur immer noch verdorben sei und wir ständig eine Peitsche bräuchten, um uns auf dem Weg zu halten.
Die Gnade sagt uns, dass wir ein Herz haben, das sich nach Gottes Dingen sehnt, und neues Leben in uns wohnt. Der Heilige Geist führt uns. Und das alles ganz ohne von Menschenhand geschaffene Leitplanken. Sicher, diesem neuen Herzen zu vertrauen, mag riskant erscheinen, aber würdest du eine Bowlingbahn mit Laufrillen bevorzugen? Kleiner Hinweis: Das ist nicht gerade aufregend.

Entartete christliche Lehre verunsichert diejenigen, die gerade erst anfangen, ihre neue Identität in Jesus anzunehmen. Wozu die Machtspiele im religiösen Repertoire? Speziell in den evangelikalen Kirchen gibt es da ein Muster. »Ja, du bist erlöst, aber in deiner Natur bist du immer noch schlecht.« Und dann kommt der dezente Hinweis: »Wenn du nicht täglich in der Bibel liest, streng auf deine Gebetszeiten achtest und alle deine Sünden bekennst, hast du bei Gott keine Chance.« Kommt dir das bekannt vor?

In manchen religiösen Kreisen gibt es Rechenschaftsgruppen, die oft mit einem unterschwelligen Schuldgefühl verbunden sind und mehr Scham als Wachstum hervorrufen. Es ist ein System, das für Unternehmensführung entwickelt wurde, und die Religion hat es zur Ausübung von Druck übernommen.
Jakobus stellte sich die »Beichte« als einen sicheren und authentischen Akt vor, als einen Ort, an dem Verletzungen mit Gnade und nicht mit kritischen Blicken begegnet wird. Doch wir haben sie zu einer Art geistlicher Gewichtskontrolle gemacht: Mal sehen, wie viele Sünden du diese Woche angehäuft hast.
Was wäre, wenn wir stattdessen wahre Gnadenräume schaffen würden, in denen Menschen aufrichtig angenommen und geliebt werden können, so wie sie in Jesus sind? Dort kann ein neues Herz wirklich gedeihen. Es geht nicht darum, Transparenz zu erzwingen, sondern darum, einen Raum zu schaffen, in dem Authentizität ganz natürlich wächst. Ziemlich revolutionär, nicht wahr?

Dann gibt es da noch den Irrglauben, man brauche theologisches Wissen, um im Leben als Christ weiterzukommen. Das ist, als würde man die Physik eines Sonnenaufgangs lehren, ohne ihn je gesehen zu haben.
Wissen ohne die Erfahrung von Jesus’ Liebe ist so befriedigend wie eine Ernährung aus Sägespänen. Theologie mag an manchen Stellen ihren Platz haben, aber wenn Jesus nicht lebendig durch uns sichtbar wird, ist sie einfach nur leblose Theorie.
Stell dir eine Gemeinschaft vor, in der es nicht um theologisches Wissen geht, sondern darum, Jesus’ Leben zu leben und weiterzugeben. Wo es Lachen und Weinen gibt und Freude keine Seltenheit ist. Das ist keine Utopie – es ist das gelebte Evangelium. Ein Kind kann es verstehen, doch Religion besteht darauf, es kompliziert zu machen.

Kannst du die alten Denkmuster nicht loslassen und beharrst darauf, wir seien von Natur aus schlecht und bräuchten ständige Korrektur? Drück mal die Stopptaste! Erinnere dich stattdessen daran, wer du in Jesus bist, an das fantastische neue Herz in dir, das »Jesus in dir« sichtbar werden lassen will. Hör auf mit einer endlosen Aufzählung deiner und deiner Mitmenschen Fehler und feiere stattdessen die grenzenlosen Möglichkeiten unseres erlösten Selbst.
Wir sind nicht mehr, wer wir einmal waren! Es wird Zeit, die überholten Irrtümer abzulegen, die uns an die organisierte Religion fesseln. Wir wollen die befreiende Wahrheit der Gnade, die Kraft des neuen Herzens und das sprühende Leben von »Jesus in uns« annehmen.
Unser Leben soll unüberhörbar und deutlich sein, frei von Gesetzlichkeit, in dem wir die herrliche Freiheit der Gnade und Wahrheit auskosten. Dies ist die Hymne unseres Glaubens, und es ist Zeit, sie lauter zu singen.

Eines sei noch einmal klargestellt: Wenn Gott etwas tut, dann ist es perfekt. Wir müssen uns für eine Variante entscheiden, die wir für wahr halten wollen:

A. Jesus’ Rettungswerk ist ohne den kleinsten Fehler.
B. Jesus’ Werk ist nicht vollkommen.

Einen Mittelweg gibt es nicht, auch keine halben Sachen, keine Notlösungen. Wir haben etwas Perfektes oder gar nichts.
Wenn wir akzeptieren, dass an Jesus’ Rettungstat nichts auszusetzen ist, dann sind drei gewaltige Wahrheiten unumstößlich:

1. Uns ist vollkommen vergeben.
2. Das Gesetz ist vollkommen erfüllt.
3. Wir sind vollkommene neue Geschöpfe.

Das ist nicht nur eine theologische Randbemerkung – es ist das Fundament unseres Glaubens.

Im frommen Alltag haben Worte ein Verständnis angenommen, das der Wahrheit des Evangeliums widerspricht. Zum Beispiel: Buße. Ein vielschichtiges Wort, von Bußgeldbescheid über bußfertig zur Bußübung.
Buße ist einfach eine Sinnesänderung. Es ist dieser gedankliche Umschwung, diese Erkenntnis, dieses »Aha!«.
Wenn wir also Fehler machen und sündigen, bedeutet Buße nicht, um Vergebung zu betteln. Es bedeutet zu sagen: »Herr, das bin nicht ich. Ich stehe über diesem Unrat. Sünde ist unter meiner Würde. Ich bin ihr gestorben und lebe für dich. Du hast mich von innen heraus erneuert, und ich bin bereit, danach zu leben.« Das ist Reue. Eine veränderte Denkweise, keine Bitte um weitere Vergebung.
Denn mehr Vergebung als wir haben, kann man nicht bekommen. Jesus steigt nicht wieder ans Kreuz, nur weil du einen schlechten Dienstag hattest. Sein ein für alle Mal Tod am Kreuz war genug. Keine Wiederholung nötig.

Die entscheidende Frage lautet also: Wie gut hat Jesus seine Aufgabe erfüllt? Wenn deine Antwort nicht lautet: »Er hat es vollkommen getan«, hast du den Kern der Sache verfehlt.
Seine Hingabe genügte, um jede Sünde auszulöschen – vergangene, gegenwärtige und zukünftige. Sicher, es gibt tausend gute Gründe, der Sünde zu widerstehen, aber mehr Vergebung zu erlangen, gehört nicht dazu.
Deine Vergebung ist so vollständig, wie sie nur sein kann, dank Jesus’ vollkommen vollbrachtem Werk.

Wie steht es um das Gesetz? Hat Jesus es teilweise oder vollständig erfüllt?

Manche Leute möchten sich nicht festlegen und behaupten, wir stünden noch immer unter Teilen des Gesetzes. Den »Zehn Geboten« zum Beispiel.
Wenn du sie für unaufgebbar hältst, bist du dir 100 % sicher, dass du alle zehn in der Auslegung von Jesus beachtest? Wenn nicht, hast du ein Problem.

Denn wer das ganze Gesetz [613] hält, aber gegen ein einziges Gebot verstößt, der hat sich gegen alle verfehlt.
Jakobus 2,10; Einheitsübersetzung, 2016

Du bist aber fein raus, denn Jesus hat das ganze Gesetz für dich erfüllt.

Und dann ist da noch dieser ganze Zirkus der Selbstverleugnung. Sind wir neue Geschöpfe oder schleppen wir immer noch unser altes Ich mit uns herum?
Wenn man sich täglich selbst verleugnen muss, dann war Jesus’ Werk nicht vollendet. Aber die Wahrheit ist: Es ist vollendet. Du bist eine vollkommene neue Schöpfung in Jesus. Es gibt keinen Grund, das zu zerstören, was Gott zum Leben erweckt hat.
Die Frage bleibt immer dieselbe: Wie gut hat Jesus seine Aufgabe erledigt? Hat er alles richtig gemacht oder nicht? Wenn ja, dann ist uns vollkommen vergeben, das Gesetz ist vollkommen erfüllt und wir sind vollkommene neue Geschöpfe. Wenn nicht, dann suchen wir verzweifelt nach einem Plan B, den es nicht gibt.

Das Evangelium der Gnade ist der kompromisslose Gleichmacher. Es geht in der Jesusnachfolge nicht um Traditionen, Konfessionen oder theologische Ansichten. Es geht um Jesus und sein Rettungswerk. Wenn Gott etwas tut, dann tut er es nicht halbherzig. Jesus hat alles vollbracht, und er hat es vollkommen getan. Punkt.

Wir wollen die Schönheit dieses vollkommenen und vollendeten Werkes nicht übersehen. Du bist nicht einfach nur ein »Sünder, aus Gnade gerettet«. Du bist eine Heilige, ein Heiliger, Gottes Kind, erfüllt von seiner Gerechtigkeit. Seine Vollkommenheit löscht nicht nur deine vergangenen Fehler radikal aus, sondern katapultiert dich in eine Zukunft des Sieges. Du bettelst nicht um Krümel, die vom Tisch der Gnade fallen – du sitzt an der Tafel des Königs und tust es dir gütlich an der unendlichen Fülle seiner Liebe.

Es ist Zeit, die Krücken wegzuwerfen und deinen Siegerkranz zu ergreifen.

Ich wünsche dir ein felsenfestes Vertrauen in die unerschütterliche, unaufhaltsame und absolut vollkommene Wahrheit des von Jesus vollbrachten Werkes.

Und nun vertraue ich dich Gott und dem Wort seiner Gnade an, das die Kraft hat, dich im Glauben wachsen zu lassen und dir das Erbe unter allen zu geben, die zu seinem heiligen Volk gehören.
Nach Apostelgeschichte 20,32; Neue evangelistische Übersetzung, 2025