Die radikale Gnade 11

Raus aus dem Dschungel schlechter Theologie!

Inzwischen hast du hoffentlich die Schatzkarte entziffert und festgestellt, dass der Schatz, nach dem wir alle suchen, nicht auf irgendeiner fernen Insel vergraben ist, sondern direkt in uns leuchtet und im »Sohnlicht« der Offenbarung erstrahlt.

Es ist mein Anliegen, dass Gottes Gnade im Leben eines Glaubenden die Oberhand gewinnt. Damit das wahr werden kann, muss Einiges aus unserem Denkmuster verschwinden. Solche fehlgeleiteten Vorstellungen werde ich benennen.

Das ganze Gerede vom »Sterben des Ichs« hat einen gewissen poetischen Reiz. Es flüstert süße Worte vom Märtyrertum, von einer frommen Läuterung, die so edel, so äußerst hingebungsvoll erscheint. Aber ist es nicht ein wenig seltsam, dass Christen, mit Jesus auferstandene Heilige, Bürger in Gottes Reich, so besessen davon sind, sich jeden Tag neu zu opfern?
Irgendwie hat sich die bizarre Vorstellung entwickelt, unser neues, wiedergeborenes Selbst sei ein hinterlistiger Schurke, der unseren Untergang plant. Aber kann das sein, wenn »Jesus in uns« doch das Fundament unserer neuen Identität ist? Es ist eigenartig, dass der fromme Mensch die Neigung hat, Hingabe durch Leiden zu beweisen.
Paulus meint dazu:

Ihr seid doch mit dem Messias in den Tod gegangen! Ihr seid deshalb nicht mehr bestimmt von den grundlegenden Denkvorstellungen dieser Welt. Warum unterwerft ihr euch ihnen dann noch? Diese Regeln lauten: »Das sollst du nicht anfassen! Das darfst du nicht kosten! Das sollst du nicht berühren!«
All dies sind doch nur vergängliche Dinge, die schnell verderben. Das alles sind nur von Menschen ausgedachte Vorschriften und Lehrmeinungen. Es sind Aussagen, die ihre angebliche Weisheit aus einer selbst erfundenen Religiosität beziehen.
Sie erwecken den Anschein, besonders demütig und bescheiden zu sein. Doch bei ihrer Verachtung und Vernachlässigung des Körpers dienen sie sich letztlich voller Selbstgefälligkeit nur selbst.
Kolosser 2,20–23; Das Buch, 2022
Hast du jemals diese geheimnisvolle Anleitung zur Tötung deines Selbst gesehen? Wohl kaum, sie existiert nicht, zumindest nicht in Gottes Bibliothek. Unser Glaubensweg ist keine Schritt-für-Schritt-Anleitung zur geistlichen Selbstvernichtung. Ganz im Gegenteil, wir sollen die Fülle unseres neuen, strahlenden Lebens in Jesus annehmen.
Die Fixierung auf das »Sterben des Ichs« als Voraussetzung für geistiges Wachstum hat viele auf einen falschen Weg geführt.
Die Bibel schlägt einen anderen Ton an – vom Tod eines Einen, der für alle zum Leben führt.

Er [Jesus] ist für alle Menschen in den Tod gegangen, und somit sind sie alle gestorben.
2. Korinther 5,14; Das Buch, 2022

Das alte Ich? Mit Jesus gekreuzigt. Was bleibt? Keine Bedrohung, die es auszutreiben gilt, sondern ein Leben, das in der Kraft von Jesus’ Auferstehung gelebt werden kann.
Jesus fordert uns nicht zu einer ständigen geistlichen Selbsttötung auf, sondern weist auf einen einzigen Moment radikaler Wahrheit hin – in dem wir mit ihm starben und nun für immer in der Kraft seiner Auferstehung leben.
In der göttlichen Liebe gibt es keine Kapitulation, denn es gibt keinen Kampf mit Gott. Wir sind keine besiegten Feinde, sondern heimgekehrte, geliebte Kinder. In der himmlischen Mathematik geht es nicht um Vermindern, sondern um Vermehren. »Jesus in uns« macht unser Selbst nicht klein, sondern groß.
Wir dürfen in der Freiheit des Geistes wandeln, nicht geprägt vom täglichen Tod, sondern vom neuen, ewigen Leben. Es geht nicht darum, uns selbst zu verlieren, sondern zu erkennen, wie viel mehr wir in Jesus sind. Nachfolge ist kein Weg der Selbstverleugnung, sondern der Selbstentdeckung, auf dem jeder Schritt mehr eine Schönheit offenbart – »Jesus in uns« und »wir in Jesus«.

Hast du dich schon mal mit der Frage beschäftigt, ob du »nur Sünder, gerettet aus Gnade« bist, dazu verdammt, in Schuld und Scham umherzuirren und zu hoffen, dass Jesus – unser geistiger Hausmeister – mit deinem endlosen Chaos mithalten kann? Oder – halt dich fest, ich wage es kaum zu sagen – bist du tatsächlich etwas … Vollkommenes?
Diese Selbstbezeichnung »Ich bin nur ein Sünder, aus Gnade gerettet« ist eine Art von selbstironischer Demut, die gut zu christlichen Autoaufklebern und Kühlschrankmagneten passt. Wir tragen sie wie eine Auszeichnung und verkünden stolz: »Ich bin nicht perfekt, mir ist nur vergeben!«
Aber mal ehrlich – ist das wirklich die Botschaft, für die Jesus gestorben ist? Ist das die gewaltige gute Nachricht, die das Evangelium zum Evangelium macht?
Im Evangelium geht es nicht darum, dir das ständige Gefühl zu geben, unwürdig zu sein. Es verkündet dir, dass du total neu bist. Sicher, wir alle haben eine unschöne Vergangenheit, aber es ist Gottes Wirken, nicht unseres, das uns vollkommen macht.
Die »elender Wurm«-Theologie – die Vorstellung, dass unser Herz vor allem trügerisch und abgrundtief böse ist – hält Christen schon viel zu lange gefangen. Religion bringt uns bei, unserem Herzen zu misstrauen, Motive zu hinterfragen und die verborgenen Abgründe in uns zu fürchten.
Aber wenn du in Jesus bist, ist dein Herz ein heiliger Ort. Gott hat keine halbherzige Renovierung vorgenommen. Er hat dir nicht einfach ein »Jesus«-Etikett auf dein altes, kaputtes Ich geklebt und es dabei belassen. Nein, er hat dir ein völlig neues Herz geschenkt – ein reines, gehorsames und von Natur aus gutes Herz. Wozu also dieses endlose »Untersuchen« und »Prüfen« unseres Herzens? Es ist ermüdend. Wir sind keine geistlichen Versuchskaninchen, die ständig untersucht und angestupst werden. Dir wurde ein Herz geschenkt, das wirklich will, was Gott will. Es ist vertrauenswürdig, weil es sein Werk ist.
Sobald du diese neue Identität verinnerlicht hast, verändert sich alles – auch dein Umgang mit Misserfolgen und Fehlverhalten. Anstatt in Verzweiflung oder Selbstverurteilung zu verfallen, erkennst du, dass diese Momente nicht dein wahres Wesen widerspiegeln. Du siehst sie als Gelegenheiten, dein Denken mit deinem wahren Selbst in Einklang zu bringen. Misserfolg ist nicht deine Identität – er ist lediglich entgleistes Tun.
Das Denken, unser Herz sei eine Jauchegrube, die ständig gereinigt werden muss, führt direkt in einen endlosen Strudel frommen Bemühens. Aber: Wenn dein neues Herz von Gott kommt, ist es von Grund auf gut. Warum wollen wir das Gegenteil beweisen? Deine Wünsche und dein tiefstes Wesen sind gut. Du befindest dich nicht im Krieg mit dir selbst. Du lernst lediglich, mit deiner neuen Identität zu leben.
Heißt das, dass du nie Fehler machen wirst? Natürlich nicht. Aber wenn doch, ist es untypisch für dich – wie zum Beispiel in Pyjamas auf einer Feier zur »Goldenen Hochzeit« zu erscheinen. Dein wahres Wesen stimmt mit Gottes Wesen überein. Du willst, was er will.
Jesus brachte das Bild:

Denn ein guter Baum trägt keine schlechten Früchte und ein schlechter Baum keine guten.
Lukas 6,43; Neue evangelistische Übersetzung, 2025

Als Jesusnachfolger bist du ein guter Baum. Du bist für gute Taten geschaffen. Du bist für einen bestimmten Zweck bestimmt. Dein Herz ist gut, deine Wünsche sind rein, und deine Taten können aus dieser göttlichen Quelle entspringen. Sobald du diese Wahrheit verinnerlicht hast, hört das ständige Streben auf. Liebe muss nicht vorgetäuscht oder Vergebung erzwungen werden. Es ist Teil deines Wesens!
Und mal ehrlich, was für ein grausamer Scherz wäre es, wenn Gott von dir erwarten würde, »gut zu leben«, wenn du innerlich noch schlecht wärst? Du hättest doch keine Chance!
Es wird Zeit, die alten religiösen Etiketten mit ihrer falschen Demut abzulegen und unsere neue Wirklichkeit in Jesus anzunehmen. Sei dir bewusst: Du bist gut. Du bist gerecht. Du bist vollkommen für das Leben ausgerüstet, zu dem Gott dich berufen hat.

Ich habe oft gedacht: „Ich habe alles im Kopf, es muss nur noch ins Herz.“ Klingt gut, oder? Völlig daneben. Das ist, als würde man versuchen, mit einem Buttermesser eine Gehirnoperation durchzuführen. Wir haben nicht alles im Kopf. Unser Verstand erneuert sich nur in Zeitlupe. Der wahre Schatz liegt im Herzen.
Als du dich Jesus angeschlossen hast, wurde dein Herz nicht nur moralisch aufgefrischt, sondern komplett erneuert. Dein altes, trügerisches Herz wurde entfernt. An seine Stelle kam ein brandneues Herz. Das war keine halbherzige Renovierung, sondern eine göttliche Erneuerung ohne Kompromisse.
Wenn dir also das nächste Mal jemand sagt, er habe es zwar im Kopf, aber nicht im Herzen, lächle wissend. Wahre Weisheit wohnt bereits in deinem Herzen, wo Jesus sein Hauptquartier eingerichtet hat.

Der Feind lügt und hat die Hälfte der Christen davon überzeugt, dass ihre Herzen immer noch »betrügerisch böse« seien. Und irgendwie haben sie diese Lüge geschluckt, weil sie dachten, es sei demütig.
Aber wahre Demut bedeutet, mit Gott übereinzustimmen, wer wir wirklich sind. Willst du wissen, ob dein Herz noch verdorben oder strahlend und neu ist? Frag den, der es dir gegeben hat.

Die Prediger des Unheils, die die Menschen gern in Knechtschaft halten möchten, zitieren gern:

Arglistig ohnegleichen ist das Herz und unverbesserlich. Wer kann es ergründen?
Jeremia 17,9; Einheitsübersetzung, 2016

Und was tun die Hörer? Sie fühlen sich schlecht, bereuen mehr, als dass sie sich freuen, und zweifeln an jedem ihrer Motive.
Kannst du deinem Herzen trauen? Lass dich nicht von deinen Fehlern der Vergangenheit täuschen. Hebräer 4,12 erinnert uns daran, dass Gottes Wort – und das ist nicht die Bibel – allein über die Absichten unseres Herzens urteilt. Gott beleuchtet, was wirklich in dir vorgeht, und zeigt dir, dass dein Herz – einst ein düsterer Ort – nun sein hell erleuchtetes Heiligtum ist.
Du brauchst weder Liebe noch Geduld im Himmel zu suchen. Alles, was du brauchst, ist bereits da.

In seiner göttlichen Macht hat Jesus uns alles geschenkt, was zu einem Leben in der Ehrfurcht vor ihm nötig ist. Wir haben es dadurch bekommen, dass wir ihn kennen gelernt haben – ihn, der uns in seiner wunderbaren Güte zum Glauben gerufen hat.
2. Petrus 1,3; Neue Genfer Übersetzung, 2011

Im Glauben zu leben bedeutet nicht, sich gerade so über Wasser zu halten, sondern aus dem unendlichen Reichtum zu schöpfen, den Gott dir bereits geschenkt hat.

Tief in deinem Inneren befindet sich ein heiliger Ort, in dem Jesus selbst wohnt – wie das Allerheiligste im Alten Testament. Nur dass jetzt dein Körper der Tempel ist. Und Gott hat ihn nicht nur aufgeräumt – er hat ihn komplett entkernt und von Grund auf neu aufgebaut und seine Wünsche in dein Herz geschrieben.
Stell dich vor einen Spiegel und sag es laut: „Ich will gar nicht sündigen.“ Klingt komisch, nicht wahr?
Wenn du überzeugt bist, dein Herz sehne sich noch immer nach Sünde, gibt es keine Hoffnung mehr auf Erden. Aber wenn du ein völlig neues, Herz bekommen hast, dann haben sich auch deine Wünsche verändert. Deshalb schmeckt dir die Sünde nicht mehr. Wenn du einer Versuchung nachgegeben hast, fühlst du dich dann gut? Oder denkst du: »Warum habe ich das getan?«
Gott verlangt von dir nicht, dass du etwas vortäuschst. Jedes Gebot im »Neuen Bund« zielt darauf ab, dein wahres Ich zum Ausdruck zu bringen. Es geht nicht darum, sich zu etwas zu zwingen, sondern darum, das zu entfesseln, was bereits in dir schlummert.

Das Ziel der Unterweisung ist Liebe aus reinem Herzen, gutem Gewissen und ungeheucheltem Glauben.
1. Timotheus 1,5; Einheitsübersetzung, 2016

Wie hätte Paulus das anstreben können, wenn unsere Herzen nicht bereits neu und rein wären?

Eure Schönheit soll von innen kommen – das ist die unvergängliche Schönheit eines freundlichen und stillen Herzens, das Gott so sehr schätzt.
1. Petrus 3,4; Neues Leben. Die Bibel, 2024

Wenn unsere Herzen noch wertlos wären, wie könnte Gott sie dann so sehr schätzen?

Denn uns ist der Heilige Geist geschenkt, und durch ihn hat Gott unsere Herzen mit seiner Liebe erfüllt.
Römer 5,5; Hoffnung für alle, 2015
Durch den Glauben wohne Christus in euren Herzen, in der Liebe verwurzelt und auf sie gegründet.
Epheser 3,17; Einheitsübersetzung, 2016
Weil ihr nun Gottes Söhne und Töchter seid, gab Gott euch den Geist seines Sohnes ins Herz.
Galater 4,6; Gute Nachricht Bibel, 2018

Klingt das nach einem Ort, in den das Böse einziehen kann? Wohl kaum.

Errettung ist nicht einfach ein himmlischer Versicherungsvertrag, den man für den Ernstfall aufhebt. Sie ist eine radikale Verwandlung deines tiefsten Wesens. Gott hat nicht nur ein paar Kleinigkeiten verändert – er hat alles neu geschaffen. Und er möchte dir die tiefe Wahrheit dieser neuen Identität offenbaren. Also, nimm dein neues Herz an, denn du bist nicht mehr der Mensch, der du einmal warst. Du bist neu. Du bist ganz. Und es ist Zeit, auch so zu leben.

Kennst du die Geschichte, die so alt ist wie die Zeit selbst – oder zumindest so alt wie Omas Hutzelbrotrezept – von einem gewaltigen inneren Kampf? Dieses Tauziehen zwischen dem Heiligen, der du sein willst, und dem Sünder, den du insgeheim noch zu sein fürchtest.
Dieser oft verkündete Unsinn hat viele davon überzeugt, dass sie gespaltene Wesen sind – Gefangene einer »sündigen Natur«. Die Bibel unterstützt, wenn sie nicht verdreht wird, um sie der persönlichen Wunschtheologie anzupassen, diese Idee in keiner Weise.

Da muss ich noch einmal das »Fleisch« ansprechen. Es wird oft als der finstere Buhmann dargestellt – der wie der Bösewicht in einem billigen Actionfilm in den Schatten des Herzens jedes Gläubigen lauert.

Eine Erklärung:
Der Buhmann: Eine Fantasiekreatur, die dazu dient, Kinder – oder anscheinend auch Christen – zu erschrecken. Alles, was fälschlicherweise als legitime Quelle der Angst wahrgenommen wird.

Nein, das Fleisch ist lediglich ein Überbleibsel deiner alten Gewohnheiten, kein Dämon, der in deiner Seele haust. Galater 5 spricht nicht von einem inneren Bürgerkrieg – es verkündet einen Siegeszug, Hand in Hand mit dem Heiligen Geist.

Mir ist früher erzählt worden, dass unser wahres Selbst von Grund auf fehlerhaft sei und ewig mit einer sogenannten sündigen Natur kämpfe. Doch liest man die Bibel sorgfältiger (und streut eine Prise Weisheit darüber), wird klar: Unser altes Selbst wurde mit Jesus gekreuzigt. Aus. Erledigt.
Paulus jubelt:

Wir wissen doch: Unser alter Mensch wurde mitgekreuzigt, damit der von der Sünde beherrschte Leib vernichtet werde, sodass wir nicht mehr Sklaven der Sünde sind.
Römer 6,6; Einheitsübersetzung, 2016
Ich bin mit Christus gekreuzigt; und nun lebe ich, aber nicht mehr ich selbst, sondern Christus lebt in mir. Was ich aber jetzt im Fleisch lebe, das lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben hat.
Galater 2,20; Schlachter Bibel, 2000

Wir sind wiedergeborene Heilige!
Das »Fleisch« ist nichts weiter als veraltete Software, die Fehler hat und sich ständig meldet, wie diese nervigen »Update verfügbar«-Benachrichtigungen, die man immer wieder ignoriert.

Missverständnisse über die menschliche Natur haben viele Gläubige zu geistlichen Nabelschauern gemacht, die endlos jeden Fleck einer vermuteten »sündigen Natur« sezieren, als ginge es in Gottes Reich um intensive Selbstprüfung.
Der Schreiber des Hebräerbriefs weist uns jedoch auf etwas viel Besseres hin:

Lasst uns den Blick erheben zu Jesus. Er hat den Grundstein für unser Vertrauen gelegt und steht auch schon als Sieger an der Ziellinie. Er hat mit Blick auf die unübertreffliche Freude, die vor ihm liegt, den Kreuzestod auf sich genommen. Er hat die damit verbundene Schande nicht beachtet und sich so am Ende auf den Ehrenplatz zur rechten Seite des Thrones Gottes gesetzt.
Hebräer 12,2; Das Buch, 2022

Es geht nicht um unerbittliche Selbstprüfung, sondern um eine freudvolle Reise im Geist. Wer auf dem Weg strauchelt, sei daran erinnert: Während der Ankläger mit dem Finger auf dich zeigt, schenkt Gott dir umso mehr Gnade. Deine Fehler bestimmen dich nicht; dein Sein in Jesus tut es.
»Du hast gesündigt, aber das entspricht nicht deinem Wesen«, flüstert der Heilige Geist – nicht um dich zu verurteilen, sondern um dich daran zu erinnern, wer du wirklich bist.
Die einfachste Lösung gegen die Finsternis ist: das Licht anschalten. Richte deinen Blick auf Jesus, nicht auf die Sünde. Wir sind dazu berufen, Lichtträger zu sein – die Jesus’ Liebe und Gerechtigkeit überallhin ausstrahlen.
Schluss mit der alten, abgedroschenen Geschichte vom gespaltenen Selbst. Du bist kein Schlachtfeld zweier widerstreitender Naturen; du bist ein Tempel des Heiligen Geistes – ganz, geheiligt und eins mit ihm. Du bist eine neue Schöpfung, keine siamesischen Zwillinge aus Frömmigkeit und Verderbtheit.

In der Wildnis des Glaubens hat sich ein schwer fassbares Wesen namens »Religiosität ohne Leben« versteckt. Ein geheimnisvolles Ungeheuer, das im Dickicht der Gesetzlichkeit umherstreift.

Kleine Randbemerkung: Es ist bei Weitem nicht so furchterregend, wie man uns glauben machen will.

Ein anderes Bild sind tiefe Schluchten. Nein, nicht die, die sich durch Gebirgsketten ziehen, sondern der tiefe theologische Abgrund, den manche so unbedingt zwischen Geist und Seele graben wollen.
Der Geist wird in das »Erste-Klasse-Abteil« verfrachtet, während die Seele draußen warten muss, im Wartezimmer des Fegefeuers umherirrt und auf ein Zeichen des Schicksals hofft.
Diese Art von Dualismus, so unterhaltsam wie eine Zirkusvorstellung, schafft es, das Evangelium total zu verzerren, und er schätzt Gottes Liebe zu jedem einzelnen Teil unseres Seins viel zu gering.

Viele haben das Märchen der »sündigen Natur« eines wiedergeborenen Glaubenden klugerweise verworfen und endlich erkannt, dass sie nicht länger in einer schrecklichen Auseinandersetzung des »alten Ichs« mit dem »neuen Ich« gefangen sind. Doch gerade als wir dachten, dass die Gnade doch auf dem Vormarsch ist, kam der nächste Zwischenfall.
Die Religion hat einen inneren Konflikt gegen einen anderen getauscht – den Kampf zwischen Geist und Seele. Das macht die Sache nicht besser, und wir sind kein Stück weitergekommen. Der religiöse Mensch ist immer noch verstrickt in einem inneren Kampf mit sich selbst.
Manche haben diese innere Fehde zu einem Volkssport gemacht und jubeln dem »Team Geist« zu, das in einem endlosen Wettkampf der Spaltung des Selbst gegen das »Team Seele« steht. Aber seien wir ehrlich – das sind nicht die Olympischen Spiele, und es gibt keine Goldmedaillen für geistliche Selbstzerlegung.
Paulus redet nicht um den heißen Brei herum:

Gott selbst, der Gott des Friedens, helfe euch, ein durch und durch geheiligtes Leben zu führen. Er bewahre euer ganzes Wesen – Geist, Seele und Leib –, damit, wenn Jesus Christus, unser Herr, wiederkommt, nichts an euch ist, was Tadel verdient.
1. Thessalonicher 5,23; Neue Genfer Übersetzung, 2011

Die Seele schwebt nicht im Niemandsland und wartet auf eine Reinigung. Und unsere irdischen Körper sind keine tickenden Zeitbomben der Sünde, die jederzeit explodieren können – sie sind Tempel, die Heimat des Heiligen Geistes selbst. Kaum zu glauben, aber göttliche Wahrheit!
Wenn du dein Selbst wie eine fromme, religiöse Collage zusammengesetzt hast, ist die Aussage von Paulus ein Weckruf. In Gottes Augen gibt es keine gespaltene Persönlichkeit. Du bist ein vollkommenes Meisterwerk, angenommen und geliebt.

Die Seele und den Körper durch den Schmutz zu ziehen, überzeugt davon, sie seien schmuddelig und fremdartig, ist ungefähr so ​​sinnvoll, wie ein Fliegengitter an einem U-Boot anzubringen.
Paulus hat seine Briefe nicht an eine zerstückelte, verdorbene Version von dir geschrieben – an einen winzigen Teil von dir, der irgendwo weggeschlossen ist. Er spricht dich als ganzes Wesen an und nennt dich gerecht, heilig und sogar untadelig in Gottes Augen. Und vergiss nicht: Gott täuscht sich nicht. Er sieht die Wirklichkeit.
Es ist Zeit, den Geist des Gnostizismus zu vertreiben. Nimm an, dass dein Körper nicht dein Feind ist. Er ist nicht bloß eine Hülle, die man wegwirft, sondern Teil deines Selbst, ein Instrument, durch das Gottes Melodien erklingen.
Von denjenigen, die Spaltung säen und nur eine teilweise Heiligung predigen, wenden wir uns ab. Unsere Identität in Jesus ist kein Flickenteppich aus unpassenden Teilen – sie ist ein gelungenes Meisterwerk, das Gott vollkommen annimmt.
Während wir diese befreiende Wahrheit verdauen, soll sie grundlegend verändern, wie wir uns selbst sehen, wie wir lieben und wie wir leben.

Nicht mehr von der Lüge eines gespaltenen Selbst gefesselt, können wir voller Zuversicht in die Ganzheit und den Frieden eines total von Gott angenommenen Kindes eintreten. In Gott sind wir vollkommen, keine Sammlung von Ersatzteilen. Wir sind eine Symphonie geheiligter Ganzheit. Darum vorwärts – unversehrt, voller Zuversicht und überfließender Freude –, um Gott mit jeder Facette unseres Seins zu verherrlichen.

Es ist mein tiefer Wunsch, dass die entlastende Botschaft von Gottes Gnade dich frei macht.